Sprossen selber ziehen eröffnet ungeahnte Möglichkeiten

Achtung aufgepasst! Das Thema „Sprossen selber ziehen“ ist an Wichtigkeit nicht zu überbieten.

Gerade im Winter sind Sprossen und Keimlinge hervorragend geeignet, um uns mit Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen. Während Gemüse und Salate aus Gewächshäusern kommen, durch die halbe Welt transportiert werden und verhältnismäßig teuer sind, wachsen Sprossen auf der eigenen Fensterbank heran und können frisch und lebendig auf unsere Teller gelangen.

Samen, Keimlinge, Sprossen, ….

SAMEN werden durch Einweichen in Wasser aktiviert, sie erwachen zum Leben, beginnen zu KEIMEN und bilden feine SPROSSEN. Je nach Sorte sind sie nach 3 – 6 Tagen erntereif und können verzehrt werden.

Was geschieht beim Keimen?

Samen tragen alles in sich was sie brauchen, um zu einer Pflanze heran zu wachsen – sie ruhen sozusagen – wie im Winterschlaf.

Mithilfe von Feuchtigkeit, Sauerstoff, Wärme und Licht werden die Enzyme im Samen aktiviert und es kommt zu umfassenden biochemischen Prozessen und die Samen werden zu einem der vitalstoffreichsten Lebensmittel überhaupt:

  • Der Wassergehalt vervielfacht sich.
  • Die Enzymaktivität nimmt zu.
  • Phytinsäuren werden größtenteils abgebaut und dabei werden von der Phytinsäure gebundene Mineralstoffe freigesetzt (1).
  • Proteine werden in Aminosäuren zerlegt und können so besser aufgenommen werden (2).
  • Das Vorkommen von essentiellen Fettsäuren erhöht sich.
  • Komplexe Kohlenhydrate (Stärke) werden in Einfach- und Zweifachzucker zerlegt (3).
  • Antioxidantien vermehren sich (4).
  • Lektine (bestimmte Fraßschutzstoffe) werden teilweise abgebaut (5).
  • Der Vitamingehalt erhöht sich und die Vitamine gehen eine Verbindung mit Enzymen ein, wodurch sie besser vom Körper aufgenommen werden können. Die Vitamine A, C, E sowie die wichtigen B-Vitamine (6) steigen um das Vielfache an, bei einigen Sorten nimmt das Vitamin C um 600 % zu.
  • Ebenso werden Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium, Kalium, Phosphor und Zink während des Keimungsprozesses an Enzyme gebunden und erreichen dadurch eine höhere Bioverfügbarkeit (7).
  • Sprossengrün ist reich an Chlorophyll. Chlorophyll ist blutaufbauend, blutreinigend und hilft bei der Ausleitung von Toxinen und Ablagerungen. Zudem wirkt Chlorophyll oxidativem Stress entgegen und schützt so die Zellgesundheit (8).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Samen durch den Keimprozess „vorverdaut“ und die Nährstoffe dadurch einfacher und unter geringem Energieaufwand von unserem Körper aufgenommen werden können.

Besondere Bedeutung ist den ENZYMEN beizumessen. Sie wirken in unserem Organismus wie Katalysatoren, sie beschleunigen biochemische Reaktionen und helfen so den Körper zu entgiften, Krankheiten und vorzeitigem Altern vorzubeugen. Keine anderen Lebensmittel sind so enzymreich wie Sprossen.

Das Ann Wigmore Institute fand heraus, dass Sprossen bis 100 mal mehr Enzyme enthalten als frisches Gemüse. Mit zunehmendem Alter bildet der menschliche Organismus immer weniger Enzyme selbst, deshalb sind Sprossen gerade für ältere Menschen eine große Bereicherung.

Enzyme sind wärmeempfindlich und werden ab einer Temperatur von 42 Grad zerstört. Dies erklärt, warum Obst und Gemüse am besten roh verzehrt werden sollen.

„Sprossen selber ziehen“  ist der Einstieg in die Selbstversorgung mit lebendiger Nahrung aus dem Zimmergarten – kein Gemüse ist energiesparender, giftfreier, nährstoffhaltiger und gleichzeitig so preisgünstig!

 

Wichtig für eine gute Keimfähigkeit sind speziell für die Sprossenzucht vorgesehene Samen in Bioqualität, zur Aussaat im Garten bestimmte Samen sind meist chemisch vorbehandelt und nicht ausreichend keimfähig.

Als Gefäß empfehlen wir Gläser und feinmaschige Siebe aus Edelstahl. Dies ermöglicht eine hygienisch saubere Sprossenzucht. Sie lassen sich immer wieder sehr gut reinigen. Ebenso eignen sich einfache Einmachgläser mit Plastikfliegengitter und Gummiring oder Sprossenbeutel.

Sprossen selber ziehen – so geht’s:

Zum Einstieg eignen sich Bockshornklee, Mungbohnen, Rotklee, Brokkoli oder Linsen. Sie keimen unkompliziert und schmecken lecker.

Einweichen: In das Keimglas 2 Eßlöffel Samen geben, mit frischem Wasser auffüllen und über Nacht quellen lassen – genaue Einweichzeiten siehe nachfolgende Tabelle.

Spülen: Nach der Einweichzeit das Einweichwasser abgießen, die Samen gut durchspülen und schräg in das Abstellgitter stellen. Das Glas sollte an einem hellen, gleichmäßig warmen Ort stehen. Fortan die Keimlinge 2 mal täglich spülen.

Ernten: Bevor die Sprossen verzehrfertig sind oder im Kühlschrank aufbewahrt werden, empfiehlt es sich die Sprossen in ein Wasserbad mit etwas Apfelessig oder Zitronensaft (wirkt desinfizierend) zu „baden“, die oben schwimmenden Samenschalen abzusammeln und anschließend in einem Sieb sehr gut abtropfen zu lassen.

Hygienetipps:

Verwende frisches und idealerweise gefiltertes Wasser und achte auf Hygiene. Falls du trotzdem Probleme mit Schimmel hast, dann mische 1 Teelöffel Radieschensamen unter die Keimsaat, sie wirken antibakteriell und keimtötend. 

 

Quellzeit und Keimdauer verschiedener Samen:

Samenart Einweichdauer Ernte Sprossen/Mikrogrün
Adzukibohnen 8-12 h 4-5 Tage
Alfalfasaat 8-12 h 7 Tage/ 7-12Tage
Bockshornklee 6-12 h 2-4 Tage/8-12 Tage
Brokkoli 8-12 h 3-5 Tage/7-12 Tage
Buchweizen 1-2 h 1-3 Tage/12 Tage
Kichererbsen 8-12 h 4-5 Tage
Leinsamen / Chia 1 h 2-3 Tage/8-14 Tage
Linsen 8-12 h 4-5 Tage
Mungobohnen 8-12 h 4-5 Tage
Sesamsaat 4-6 h 2-3 Tage
Sonnenblumenkerne 6-12 h 1-3 Tage/10-12 Tage
Radieschen 6-8 h 3-5Tage/6-12 Tage
Rote Bete 6-12 h 5-6 Tage/7-11 Tage

 

 

Mungbohnensprossen am 1., 3. und 5. Tag

Keine Angst vor Schimmelbildung beim Sprossenziehen

Falls du Probleme mit Schimmelbildung hast:

  • Mische unter deine Samen 1 – 2 Teelöffel Radieschensamen (sie wirken antibakteriell und sorgen für ein keimfreies Klima),
  • Halte die Samen nicht zu feucht
  • Vermeide Stauluft
  • Achte auf Hygiene
  • Sorge für eine Temperatur zwischen 19 und 21 Grad

Achtung: Verwechsle kleine weiße Mikrofasern an den Wurzeln nicht mit Schimmelbildung. Schimmel ist eher flockig und riecht modrig.

Zubereitung:

Sprossen können nahezu jedes Gericht toppen und insbesondere Salate, Bowls, Wraps, Sandwichs, Suppen uvm. in nährstoffreiche Mahlzeiten verwandeln.

Sprossensalat
Rohkost-Sandwich<br />

Keimlinge von Buchweizen, Sonnenblumen oder Leinsamen sind die perfekte Zutat für Rohkostbrote, Knuspermüslis oder Crunchys. Hierfür weiche ich größere Mengen in einem größeren Küchensieb ein.

 

Warte nicht – fange einfach an:

  • Mit der Sprossenzucht durchbrechen wir den Kreis der industriellen Nahrungsproduktion. Es fallen weder Lagerung noch Transport an. Deine selbst gezogenen Sprossen sind garantiert nicht gedüngt, nicht bestrahlt und landen  frisch und knackig auf deinem Teller.
  • Nie wieder in ihrer Entwicklung verfügt die Pflanze über eine so hohe Konzentration von wertvollen Nährstoffen wie in der Keimphase.
  • Sprossen zählen zu den größten Nährstoff-, Protein- und Enzymlieferanten!
  • Frisch gekeimte Sprossen sind sehr bekömmlich, da Enzymhemmer weitgehend abgebaut sind.

Grandios – warum essen wir nicht alle viel mehr Sprossen? Weil es einfach nicht gebräuchlich ist.

Aktuell ist die Situation so, dass wir von Glück sprechen können, wenn wir in unserem Bioladen ein Sprossensortiment vorfinden. Lasst uns das Know How über diese Vitalstoffbomben in die Welt hinaustragen und die Biomärkte stürmen – der Kunde ist König 

Siehe auch:

Exkurs Hülsenfrüchte

Für das Verdauungssystem mancher Menschen sind gekeimten Hülsenfrüchte, zum Beispiel Linsen, Mungbohnen und insbesondere Kichererbsen, eher eine Herausforderung.

Warum ist das so?

Hülsenfrüchte sind lektinreich

Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren, nehmen mit der täglichen Ernährung verschiedene Lektine auf. Während die meisten von ihnen als harmlos eingestuft werden, ist bekannt, dass Lektine aus rohen Hülsenfrüchten im Körper leicht toxisch wirken (9).

Lektine sind komplexe Proteine, die sich an Zellmembranen binden und nachteilig auf die Verdauungstätigkeit auswirken können. Oft ist auch die Rede von Phasin. Phasin ist die Sammelbezeichnung für bestimme Lektine.

Abhilfe können wir schaffen, indem wir die Hülsenfrüchte über Nacht einweichen und mindestens 4 Tage keimen lassen. So nimmt der Lektingehalt schon mal ab, vollständig deaktivieren lassen sich die Lektine allerdings nur durch Erhitzen (10).

Je nach genetischer Disposition und gesundheitlichen Bedingungen, sind manche Menschen besonders anfällig für die schädliche Wirkung der Lektine (11). Somit empfehlen wir, ganz individuell die persönliche Verträglichkeit herauszufinden und entsprechend kleinere Mengen gekeimter Hülsenfrüchte zu verzehren oder die gekeimten Hülsenfrüchte vor dem Verzehr zu blanchieren oder zu kochen.

 

Wenn du ein tieferes Verständnis über die gesundheitliche Wirkung einer natürlichen Ernährungsweise erlangen möchtest – dann informiere dich bei uns!

Ernährungsberaterausbildung roh-vegan

Ulrike Eder
Ulrike ist Heilpraktikerin (psych.), Ernährungsberaterin, Hippocrates Lifestyle Medicine Coach und Phytotherapeutin. Zusammen mit ihrem Mann Jürgen leitet sie die Ernährungsberater-Fernausbildung der Deine Ernährung Akademie.

Kommentare

6 Kommentare

  1. Mechtilde Fröhlich

    Hallo liebe Ulrike,
    ich ziehe meine Sprossen selbst und im Sommer ist es doch immer recht warm in meinen Räumen. Da habe ich Angst, dass die Sprossen verderben. Wie machst du das wenn es so warm ist ?

    Antworten
    • Ulrike Eder

      Liebe Mechtilde,
      ich integriere in der Regel im Sommer die Wildkräuter und in der kalten Jahreszeit die Sprossen in meine Ernährung. Ich empfehle dir die Sprossen mit frischem Wasser zu spülen und nicht in die Sonne zu stellen. Sobald sie verzehrfertig sind kommen sie in den Kühlschrank 👍
      LG Ulrike

      Antworten
    • Jacki

      Liebe Ulrike,
      vielen lieben Dank für deinen Blogbeitrag. Wie sieht es mit Lektin und Saponine in Pyseudegetreidesprossen wie Buchweizen, Quinoa und Hirse aus. Gerade in der Rohkost wird viel davon gegessen. Ist dies schädlich für den Darm (Leaky Gut) ? Vielen Dank und ganz liebe Grüße Jacki

      Antworten
  2. Melanie Samsel

    Vielen Dank für den Artikel! Ich möchte mir bald auch ein Sprossenglas kaufen. Daher ist es gut zu wissen, dass ich idealerweise immer frisches und gefiltertes Wasser verwende. Ich hoffe, so kann ich Schimmel vermeiden.

    Antworten
    • Ulrike Eder

      Liebe Melanie,
      ja, wenn du die Tipps im Artikel beherzigst klappt es bestimmt!
      Viele Grüße
      Ulrike
      🌱 🌿 💚

      Antworten

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