Für viele von uns sind Proteine aktuell ein Trendthema, besonders für diejenigen, die aktiv Sport treiben und ihre Fitnessziele erreichen möchten. Doch was passiert, wenn man sich entscheidet, auf Rohkost umzustellen? Können wir tatsächlich den Proteinbedarf mit Rohkost decken und unseren Körper optimal mit allen wichtigen Aminosäuren versorgen?
In diesem Artikel gehen wir der Frage auf den Grund, ob eine pflanzliche oder sogar rohköstliche Ernährung unseren Proteinbedarf decken kann. Dabei werfen wir einen genaueren Blick auf den Eiweißstoffwechsel und die wichtigsten Mechanismen, die in unserem Körper ablaufen. Tauche mit uns ein in die spannende Welt der Rohkost und finde heraus, ob sie auch für deine Proteinzufuhr ausreicht.
INHALT
- Proteine: Einführung in die Eiweiße und ihre Struktur
- Welche Aufgaben haben Proteine?
- Wie funktioniert der Proteinstoffwechsel?
- Zellrecycling durch intermittierendes Fasten
- Aufbau körpereigener Proteine
- Proteinbedarf: Wie viel Protein brauchen wir?
- Zusammenhang: Bedarf und Stoffwechsel
- Pflanzliche Proteinquellen
Proteine: Einführung in die Eiweiße und ihre Struktur
Neben Fetten und Kohlenhydraten, gehören Proteine zu den drei Hauptnährstoffen, den sogenannten Makronährstoffen in unserer Ernährung.
Proteine, auch bekannt als Eiweiße, sind komplexe molekulare Verbindungen, die sich aus einzelnen Aminosäuren zusammensetzen. Bekannt sind heute 100 verschiedene Aminosäuren, davon kommen im menschlichen Körper 20 verschiedene vor.
Die einzelnen Aminosäuren bestehen aus einer Carboxylgruppe (COOH) und einer Aminogruppe (NH). Beide Gruppen sind über ein Kohlenstoffatom miteinander verknüpft. Zusätzlich ist an dem Kohlenstoffatom ein Wasserstoffatom und eine Restgruppe gebunden, welche die Eigenschaft der Aminosäure bestimmt. Aminosäuren verbinden sich zu langen Ketten miteinander und gelten bei Zusammenschlüsse von weniger als 100 Aminosäuren als Peptid und bei mehr als 100 Aminosäuren als Protein.
Entbehrliche und unentbehrliche Aminosäuren
Proteine werden in sogenannte unentbehrliche und entbehrliche Aminosäuren (früher: „essentielle“ und „nicht-essentielle“) unterteilt.
Während der menschliche Organismus die 10 entbehrlichen selbst herstellen kann, müssen wir die 8 unentbehrlichen über die Nahrung aufnehmen. Hier gibt es zwei Ausnahmen: Die sogenannten bedingt-entbehrlichen Aminosäuren. Sie müssen nur unter bestimmten Bedingungen von außen zugeführt werden. Das kann etwa bei Krankheit, Wachstum oder erhöhter körperlicher Aktivität der Fall sein, wenn diese Umstände zu einem erhöhten Bedarf führen.
Die unentbehrlichen Aminosäuren:
- Isoleucin
- Leucin
- Lysin
- Methionin
- Phenylalanin
- Thereonin
- Tryptophan
- Valin
Die entbehrlichen Aminosäuren:
- Alanin
- Arginin
- Asparagin
- Asparaginsäure
- Cystein
- Glutamin
- Glutaminsäure
- Glycin
- Prolin
- Serin
Die bedingt-entbehrlichen:
- Tyrosin
- Histidin
Proteine sind komplexe molekulare Verbindungen, die aus einzelnen Aminosäuren zusammengesetzt sind. Manche von ihnen kann der Körper selbst herstellen – sie werden als entbehrliche Aminosäuren bezeichnet. Andere – die unentbehrlichen – müssen über die Nahrung aufgenommen werden.
Welche Aufgaben haben Proteine?
Proteine sind im Gegensatz zu Kohlenhydraten und Fetten, nicht primär zur Energiegewinnung gedacht. Ihre Hauptfunktion ergibt sich aus ihrer Eigenschaft als Baustoff. Darüber hinaus übernehmen die komplexen Verbindungen zahlreiche weitere Aufgaben.
Baustoff des Körpers
Proteine dienen als Bausteine für die Zellmembran, die jede einzelne Körperzelle umgeben. Auch Muskeln, Sehnen, Bänder, Binde- und Nervengewebe, Organe, Haut und Haare werden von Eiweißen zusammengehalten. Das Faserprotein Kollagen etwa, das in unter anderem in unseren Sehnen und Bändern steckt, verleiht dem Körper seine Festigkeit.
Immunsystem und Stoffwechsel
Das Immunsystem würde uns, ohne seine wichtigsten Baustoffe, nicht gegen Krankheitserreger verteidigen können. Die Antikörper, die Viren, Bakterien und andere schädliche Mikroorganismen bekämpfen, werden aus Proteinen zusammengesetzt.
Auch Enzyme, die alle Stoffwechselprozesse im Körper steuern, bestehen aus Proteinen. Ebenso Hormone wie beispielsweise Insulin, das die Aufgabe hat, Glukose zur Energiegewinnung in die Zellen zu transportieren.
Reparaturprozesse und Regeneration
Es kommt immer wieder vor, dass Körpergewebe beschädigt wird. Beim Muskeltraining etwa, entstehen kleinste Mikroverletzungen in der Muskulatur. Bestimmte Proteine reparieren sie, der Muskel regeneriert und wird anschließend stärker. Auch bei einer Verletzung von außen, wie einem Schnitt, sind es Proteine, die das Gewebe wieder heilen. Das gleiche gilt für beschädigte Nervenzellen im Gehirn.
Proteine als Transporter
Eine weitere Funktion der Proteine: Sie dienen als Transporter. Spezielle Proteine befördern verschiedene Substanzen über das Blutplasma zu ihren Zielorten. So transportiert der rote Blutfarbstoff Hämoglobin etwa Sauerstoff zu den Zellen. Das Eiweiß Transferrin wiederum ist für den Eisentransport zuständig, Albumin für bestimmte Hormone, Salze und Vitamin C.
Ob Muskeln, Haut, Enzyme, Hormone und Antikörper – ein großer Teil des menschlichen Körpers besteht aus Proteinen. Neben ihrer Funktion als Baustoff, reparieren sie Zellen, dienen als Transporter und erfüllen weitere lebenswichtige Aufgaben.
Wie funktioniert der Protein-Stoffwechsel?
Über die Nahrung aufgenommene Proteine sind für den menschlichen Körper erst verwertbar, indem sie verdaut und damit in einzelne Aminosäuren zerlegt werden. Der erste Schritt der Eiweißverdauung findet im sauren Milieu des Magens durch das Enzym Pepsin statt. Im Dünndarm setzt sich der Prozess unter Einwirkung der Bauchspeichel- und Dünndarm-Enzyme fort und die Proteine werden in Peptide und schließlich in einzelne Aminosäuren zerlegt. In diesem Stadium werden die einzelnen Aminosäuren und auch ein kleiner Anteil an Di- und Tripeptiden über die Darmschleimhaut in die Blutbahn aufgenommen.
Beachte:
Zusätzlich werden Aminosäuren, die beim Abbau von körpereigenem Gewebe freigesetzt werden, wieder aufgenommen und quasi recycelt.
👉 Es ist kaum zu glauben, aber dieser Prozess liefert tatsächlich fast die Hälfte der täglich verfügbaren Aminosäuren!
Umso effizienter unser Stoffwechsel funktioniert, desto besser arbeitet auch dieser Prozess – und das können wir durch intermittierendes Fasten unterstützen. Beim Fasten wird der Autophagie-Prozess aktiviert, der alte Zellen abbaut und ihre Bestandteile, einschließlich Aminosäuren, wiederverwertet.
Zellreceyling durch intermittierendes Fasten
2016 wurde der Zellbiologe Yoshinori Ohsumi für den Effekt der Autophagie nach Jahrzehnten der Erforschung mit dem Nobelpreis ausgezeichnet – eine Entdeckung, die uns völlig neue Fragestellungen erlaubt:
Ist es unter diesem Gesichtspunkt nicht naheliegend zu denken, dass unser Körper je nach Stoffwechselaktivität alle Aminosäuren zurück gewinnen kann? Auch für Autophagie-Forscher Frank Madeo ist die Aussage, dass mit der Ernährung alle lebensnotwendigen Nährstoffe aufgenommen werden müssen, nicht mehr zeitgemäß (1).
Autophagie
Autophagie ist ein natürlicher Prozess der Zellregeneration, bei dem abgestorbenes Zellmaterial, beschädigte oder auch entartete Zellstrukturen in ihre kleinsten Bausteine zerlegt und schließlich über den Stoffwechsel wiederverwendet werden.
Angestoßen wird der Zellreceyling-Prozess insbesondere durch längere Phasen ohne Nahrungszufuhr (siehe auch Artikel zum intermittierenden Fasten). Dann hat der Körper nämlich ausreichend Zeit alle Verdauungsvorgänge abzuschließen, sich zu regenerieren und zu reinigen.
Diese Möglichkeit hat der Körper nicht, wenn er ständig mit Verdauungstätigkeiten beschäftigt ist. Nach ca. 12 Stunden ohne Essenszufuhr, wenn dann auch kein Insulin mehr im Umlauf ist, ein Hormon das die Autophagie hemmt, beginnt der Körper verbrauchte und kranke Zellen, Abbauprodukte von Entzündungen und andere abgelagerte Stoffe zu verwerten.
Aussortierte Proteine werden in diesem Prozess in ihre einzelnen Aminosäuren zerlegt und zurückgewonnen. Das bedeutet, dass wir durch Essenspausen über 12 Stunden unseren Organismus wesentlich bei der Reinigung, Entgiftung und Aminosäurenrückgewinnung unterstützen können.
Weiterer Tipp: Regelmäßiger Sport unterstützt den körpereigenen Recycling-Prozess ebenfalls – das konnten Studien belegen (2).
Aufbau körpereigener Proteine
In einem weiteren Schritt werden aus den einzelnen Aminosäuren in den Zellen unseres Körpers Proteine hergestellt. Der Bauplan für diese körpereigenen Proteine liegt als Desoxyribonukleinsäure (DNA) im Zellkern vor. Die DNA enthält die Anweisungen dafür, wie Aminosäuren zu spezifischen Proteinen zusammengesetzt werden.
Obwohl die Proteinsynthese in allen Zellen stattfindet, erfolgt der Großteil der Enzym- und Hormonproduktion in der Leber. Die Umsetzung dieses Bauplans, also das Zusammenfügen der Aminosäuren zu Proteinen, wird von den Ribosomen im endoplasmatischen Retikulum der Zellen durchgeführt. Je nach Zelltyp entstehen dabei verschiedene Proteine wie Plasmaproteine, Gerinnungsfaktoren oder Transportproteine.
Aminosäurepool: der kurzfristige Speicher
Für die Proteinsynthese ist jede Zelle auf das Vorhandensein von Aminosäuren angewiesen. Bei Bedarf können sich die Zellen aus dem sogenannten Aminosäurepool bedienen – dieser stellt die Gesamtheit an frei verfügbaren Aminosäuren dar, die intra- und extrazellulär im Organismus vorhanden sind. Der Pool umfasst etwa 100 bis 120 g Aminosäuren und dient als kurzfristiger „Zwischenspeicher“.
Muskeln: der langfristige Speicher
Während Fette in den Fettzellen und Kohlenhydrate in der Leber gespeichert werden, dienen unsere Muskeln als größte langfristige Proteinreserve. Ist der Aminosäurepool aufgebraucht und Proteine fehlen an Stellen, an denen sie dringend benötigt werden – beispielsweise im Immunsystem – kann der Körper im Notfall auf die Muskelproteine zurückgreifen.
Da wir unsere Muskeln jedoch möglichst erhalten wollen und der Aminosäurepool im Vergleich zu den Fett- und Kohlenhydratspeichern schnell aufgebraucht ist, müssen wir ihn täglich auffüllen. Besonders die Zufuhr der unentbehrlichen (essentiellen) Aminosäuren ist dabei entscheidend.
Energiegewinnung aus Proteinen
Proteine werden nicht primär zur Energiegewinnung genutzt. Erst wenn der Körper nicht genügend Energie aus Kohlenhydraten und Fetten erhält und gleichzeitig ein Übermaß an Protein vorhanden ist, kann er die überschüssigen Proteine zur Energiegewinnung verwenden. Dazu müssen die Proteine umgewandelt beziehungsweise abgebaut werden.
Proteinbedarf: Wie viel Protein brauchen wir?
Diese Frage wird viel und auch kontrovers diskutiert. Es gibt verschiedene Empfehlungen für den täglichen Bedarf, die mit unterschiedlichen Erklärungen und Studien belegt werden.
Empfehlung: Deutsche Gesellschaft für Ernährung
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) etwa empfiehlt eine Menge von 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Für einen 75 Kilogramm schweren Menschen wären das 60 Gramm Eiweiß täglich. Die 0,8 Gramm wurden laut der DGE mittels Daten aus Stickstoffbilanzstudien abgeleitet – nähere Angaben dazu sind nicht veröffentlicht. Stickstoff ist Bestandteil von Proteinen und entsteht demnach auch bei deren Abbau.
Für Sportler, die mehr als 5 Stunden pro Woche trainieren, wird abhängig von Trainingszustand und Trainigsziel eine Proteinzuführ von 1,2 – 2,0 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen. Unseren Artikel über die roh-vegane Ernährung für Sportler siehe hier: „Roh-vegane Sporternährung – das sind die Vorteile„.
Eiweißspeicherkrankheit nach Prof. Dr. Lothar Wendt
Prof. Dr. Wendt hat den Eiweißstoffwechsel im menschlichen Organismus erforscht und gelangte zu der Erkenntnis, dass – entgegen herkömmlicher wissenschaftlicher Meinungen – eine sehr eiweißreiche Ernährung zu Ablagerungen im Bindegewebe und an der Basalmembran der feinen Blutgefäße (Kapillaren) führen kann. Dadurch kommt es zu Einschränkungen des Sauerstoff- und Nährstofftransports zu den Zellen sowie des Abtransport der Schadstoffe aus den Zellen und im Weiteren zu körperlichen Beschwerden wie Bluthochdruck, Gicht, Rheuma, Diabetes uvm.
Ergebnisse der „China Study“
Eine der bekanntesten Studien zur Aufnahme von tierischem Protein führte Prof. Colin Campbell, Professor für Biochemie und ehemals begeisterter Anhänger der traditionellen fleisch- und milchreichen Kost in den USA, durch. Er leitete in den 1970er und 1980er Jahren das sogenannte China-Cornell-Oxford-Project, in dessen Rahmen Daten von 6500 Menschen aus 24 Provinzen in China erhoben wurden.
Die daraus resultierenden Ergebnisse zeigten Zusammenhänge zwischen dem Verzehr von tierischem Eiweiß und zahlreichen Zivilisationskrankheiten, wodurch Campbell seine Meinung grundlegend änderte und schließlich für eine vegane Ernährung plädierte. Er empfiehlt den Konsum von tierischem Eiweiß zu verringern oder ganz zu meiden.
Zellrecycling und Autophagie
Zusätzlich zur Diskussion über den Proteinbedarf ist es wichtig, den Prozess der Autophagie zu betrachten. Dieser spielt eine entscheidende Rolle bei der Rückgewinnung und dem Recycling von abgestorbenem oder beschädigtem Zellmaterial, das proteinreich ist.
👉 Siehe auch unseren Blogartikel
Die versteckten Gefahren einer eiweißreichen Ernährung
Zusammenhang: Bedarf und Stoffwechsel
Wir wollen nun den Proteinbedarf im Kontext des Proteinstoffwechsels und der Autophagie betrachten. Wie bereits beschrieben, kann der Körper die entbehrlichen Aminosäuren selbst herstellen, während er die unentbehrlichen Aminosäuren durch die Nahrung aufnehmen muss.
Daraus folgt, dass die Aufnahme der unentbehrlichen Aminosäuren wichtiger ist als die Gesamtmenge an aufgenommenem Protein. Darüber hinaus hängt der individuelle Bedarf an Protein auch von der Aktivität der Autophagie ab. Je effizienter dieses Recycling-Programm arbeitet, desto mehr kann der Körper selbst Proteine herstellen.
Das Fazit daraus ist, dass der Gesamtproteinbedarf sehr individuell ist und sowohl von der Stoffwechselaktivität als auch von der Zusammensetzung der Proteine aus entbehrlichen und unentbehrlichen Aminosäuren abhängt. Ob eine bestimmte Menge an aufgenommenem Protein dem Körper „schaden“ kann, hängt zudem stark von der Leistungsfähigkeit der Nieren – also der Fähigkeit, Harnstoff auszuscheiden – dem Mineralstoffhaushalt und dem allgemeinen Gesundheitszustand ab.
Durchschn. Bedarf an unentbehrlichen Aminosäuren [mg/kg Körpergewicht/Tag]:
Der tägliche Protein-Bedarf hängt mit der individuellen Stoffwechselaktivität, vor allem der Autophagie, und der Zusammensetzung der aufgenommenen Proteine (unentbehrliche und entbehrliche Aminosäuren) zusammen. Demnach kommen manche Menschen mit weniger aufgenommenem Nahrungsprotein aus als andere.
Pflanzliche Proteinquellen
In der Welt der Pflanzen finden wir zahlreiche wertvolle Proteinquellen. Grundsätzlich gibt es kein pflanzliches Lebensmittel, das frei von Proteinen ist.
Nachfolgend ein Überblick über proteinreiche pflanzliche Nahrungsmittel in der Rohkostküche:
- aktivierte Nüsse, u.a. Walnüsse, Haselnüsse, Paranüsse, Mandeln, Cashews
- gekeimte Samen, u.a. Hanfsamen, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, gekeimter Buchweizen,
- Quinoa, Hirse, gekeimte Hülsenfrüchte, u.a. Kichererbsen, Linsen, Kidneybohnen
- Avocados
- Sprossen
- Algen, u.a. Spirulina, Chlorella, Nori, Kelp, Dulse
- Wildkräuter und Blattgemüse
- fermentierte Sojaprodukte wie Tempeh
Gehalt essentieller Aminosäuren in pflanzlichen Lebensmitteln:
(Das Vollei wurde als Vergleichsgröße mit aufgenommen)
Limitierender Faktor
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) stuft Protein in der veganen Ernährung tatsächlich als potenziell kritischen Nährstoff ein, da pflanzliche Lebensmittel durchschnittlich einen geringeren Proteinanteil und ein weniger gutes Aminosäurenprofil enthalten. Das bedeutet, dass in vielen Pflanzen nicht immer alle Aminosäuren in ausreichender Menge vorhanden sind bzw. eine essenzielle Aminosäure, die als „limitierende Aminosäure“ bezeichnet wird, in unzureichender Menge vorhanden ist.
Insbesondere die Aminosäuren Methionin und Lysin werden als limitierende Faktoren eingestuft, da sie im Verhältnis zu den anderen unentbehrlichen Aminosäuren in vielen pflanzlichen Lebensmitteln in geringerer Menge vorkommen.
Die Lösung
Abwechslung und geschicktes Kombinieren:
- Über ein sehr ausgewogenes Aminosäurenprofil verfügen Hanfsamen, Buchweizen, Quinoa, Brennnessel und Hafer sowie Chlorella und Spirulina. Sojaprodukte unterliegen einem sehr intensiven Verarbeitungsprozess und werden in der roh-veganen Küche nur in fermentierter Form empfohlen.
- Tendenziell arm an Lysin und Methionin sind Nüsse und Samen.
- Hülsenfrüchte und Buchweizen gelten als reich an Lysin.
Einweichen und Keimen
Für eine bessere Proteinverfügbarkeit können Samen und Nüsse sowie Hülsenfrüchte und (Pseudo)Getreide vor dem Verzehr eingeweicht und zum Keimen gebracht werden. Dadurch werden aufnahmehemmende Substanzen wie Phytinsäuren und Lektine reduziert und auch die Aufnahme anderer Nährstoffe wie Eisen und Zink wird verbessert.
Die proteinreiche Brennnessel
Die Königin der Wildkräuter punktet nicht nur mit ihrem Eiweißgehalt insgesamt. Wie in der obigen Liste zu erkennen ist, enthält sie alle acht unentbehrlichen Aminosäuren – das schafft kaum eine anderes Blattgrün. Auch die Menge des Gesamtproteins ist beachtlich: In 100 Gramm Brennnessel sind 7,4 Gramm Eiweiß enthalten. Damit ist die Brennnessel einer der Top-Eiweißlieferanten in der Rohkostküche.
Weitere Vorteile der Brennnessel findest du in dem Artikel „Die Königin der Wildkräuter“.
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Danke für den spannenden Beitrag über die Proteine. Da ich Hülsenfrüchte schlecht vertrage, dachte ich immer vegan zu sein, sei deshalb schwierig. Aber dann brauche ich mir da eigentlich keine Sorgen zu machen.
Eine Frage habe ich da noch:
Weshalb wird in der letzten Tabelle der Hanf nirgends aufgeführt? Ich dachte, der sei auch eine super Proteinquelle mit allen Aminosäuren.
Liebe Andrea,
ich danke dir für deine Frage. Da hast du so recht, Hanf fehlt! Wir werden die Tabelle optimieren 👍
Schau einfach demnächst wieder vorbei 🌱 LG Ulrike
Hallo Ulrike, danke für die aufschlußreiche mail. Wenn ich am Samstag auf dem Markt bin frage ich mich jedesmal : soll ich noch einen Frischkäse oder Joghurt mitnehmen ?
Ja es kommt schon mal vor, aber selten. Ich habe das Buch
vom Prof. Lothar Wendt schon vor ca 20. Jahren gelesen und
was ich davon verstanden habe herauskopiert. Dann be –
schäftigt mich noch die Frage mit dem pflanzliche Eiweiß –
pulver.Aber diese mail gab mir sehr viel Aufschluss. Danke
nochmal,
Hallo Helmut,
danke für dein Feedback, das freut uns sehr, dass dieser Beitrag noch eine Bereicherung für dich ist, ganz liebe Grüße Ulrike
Liebe Ulrike,
vielen Dank für die Aufklärung zu diesem aktuellen Thema. Bitte entschuldige, wenn ich nicht gründlich gelesen habe. Mir ist noch die Frage offen ob Roh-Vegane Proteine auch sauer verstoffwechselt werden und ob es da auch eine „Überdosierung“ geben kann.
Vielen Dank für jeden einzelnen Newsletter.
Herzlichst Manuela
Hallo Manuela,
bei der Verstoffwechslung von Proteinen können unabhängig davon, ob es sich um tierische oder pflanzliche Lebensmittel handelt, Stoffwechselprodukte wie Harnstoff entstehen, die die Nieren belasten können.
Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen den Auswirkungen von tierischen und pflanzlichen Proteinen auf die Säurebelastung und die Nierenfunktion. Tierische Proteine tragen eher zu einer höheren Säurebelastung und potenzieller Nierenbelastung bei, während pflanzliche Proteine diese Effekte in der Regel weniger hervorrufen, da sie reich an basenbildenden Mineralstoffen sind, die den Säuren entgegen wirken.
Obwohl pflanzliche Proteine tendenziell weniger säurebildend sind als tierische Proteine, können sie bei übermäßigem Verzehr zum Beispiel durch pflanzliche Proteinpulver dennoch zur Ansammlung von Säuren im Körper beitragen.
Liebe Grüße
Ulrike