Warum sind Wildkräuter so gesund?

In letzter Zeit gewinnen Wildkräuter wieder mehr und mehr an Wertschätzung. Dennoch fühlen sich immer noch viele Menschen verunsichert, Wildkräuter im Garten oder am Waldrand zu pflücken.

Kein Wunder, große Teile der Gesellschaft sind es einfach nicht gewohnt, Essbares in der freien Natur zu ernten. Manche empfinden das Essen von Wildpflanzen vielleicht auch zu alternativ, unhygienisch oder uncool, wieder andere haben Interesse, aber finden keinen richtigen Anfang.

Um Neugierde zu erwecken und den Einstieg leichter zu machen, wollen wir uns heute mit den Fragen befassen: „Warum sind Wildkräuter so gesund?“ und „Wie können Wildkräuter geschmackvoll zubereitet werden?“

Geschichte der Wildkräuter

Ziemlich sicher können wir davon ausgehen, dass sich der frühe Mensch überwiegend von wild-wachsenden Blättern, Wurzeln, Kräutern, Samen, Früchten und Beeren ernährt hat. Drastisch veränderte sich dieser Bezug zur natürlichen Ernährung mit dem Beginn der Industrialisierung im 18. Jahrhundert. Immer mehr Menschen gingen fortan zur Arbeit in die Stadt und kümmerten sich weniger um ihre Nahrung. Sie entfernten sich vom Selbstanbau und von der Nahrungssuche in der freien Natur und auch das über Generationen weiter gegebene Wissen ging allmählich verloren.

Währenddessen hielt die Industrienahrung (Auszugsmehl, raffinierter Zucker und Fertigprodukte) und das Kulturgemüse Einzug. Heute steht es uns in den Supermärkten in Hülle und Fülle zur Verfügung.

Das Heimtückische an der Industrienahrung ist, dass sie uns das Leben „zunächst“ angenehm macht und unser Körper eine ungesunde Ernährungsweise meist sehr lange verzeiht. Evolutionär betrachtet ist jedoch unser Körper mit der gravierendsten Nahrungsveränderung konfrontiert, die es je gab. Nie zuvor kam der Mensch mit einem Zutatenmix aus beispielsweise Glucosesirup, Zucker, Transfetten, Farbstoff, Emulgator künstlichen Aromen, Farbstoffen und Geschmacksverstärkern, Kunstdünger, Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmitteln in Berührung.

Diese Veränderung hält erst seit 100 Jahren Einzug (Supermärkte gibt es übrigens erst seit 70 Jahren, 1957 wurde der erste Supermarkt in Deutschland eröffnet) und wir erleben es so normal, als wäre es immer schon so gewesen.

Gott sei Dank ist der Mensch ein Anpassungskünstler! Dennoch ist der Bogen weit gespannt – wie das Ausmaß der sogenannten Zivilisationskrankheiten zeigt.

Fortschritte in der Pflanzenzucht

Die Krönung bilden die „Fortschritte“ in der Pflanzenzucht. Mittlerweile sind bis zu 80 Prozent aller Obst- und Gemüsesorten Hybridzüchtungen. Diese Entwicklung macht auch vor dem Bio-Markt nicht halt und unsere ursprüngliche Samenvielfalt geht mehr und mehr verloren.

Was sind Hybride?

Unter „Hybriden“ versteht man Nachkommen von Kreuzungen verschiedener Zuchtlinien. Sie werden entwickelt, um gewisse Eigenschaften zu verstärken.

Die Nutzung dieses Verfahrens ermöglichte es, Pflanzen hervorzubringen, die

  • besonders ertragreich und widerstandsfähig sind
  • optisch einheitlich aussehen, aber
  • wegen des schnellen Wachstums weniger Nährstoffe,
  • viel mehr Fruchtzucker und
  • weniger Bitterstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe enthalten.

Durch eine Verknüpfung von Düngemitteln, Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmittel und der Züchtung von Hybridsamen konnte eine hochertragreiche Landwirtschaft entstehen – doch um welchen Preis?

Unsere Gesundheit bleibt auf der Strecke, denn mittlerweile enthalten auch unsere frischen Lebensmittel (ganz abgesehen von Fertigprodukten) um ein Vielfaches mehr an Zucker und viel weniger Nährstoffe, Bitterstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe.

Die Nährstofffülle der Wildkräuter

Brennnessel, Giersch, Löwenzahn, Vogelmiere und Co. verfügen über eine einzigartige Nährstoffvielfalt und liefern reichlich mehr Nährstoffe als konventionelles Gemüse.

Wie ist das zu erklären?

Wildpflanzen wachsen auf weitgehend unberührten Böden, die viele Kleinstlebewesen, Regenwürmer und Mikroorganismen beherbergen. Während Kulturgemüse von uns gehegt und gepflegt wird, suchen Wildkräuter sich ihren Platz in der Natur selbst und bilden Schutz- und Abwehrstoffe, um sich durchzusetzen.

So sind Wildkräuter überaus reich an

 

  • Biophotonen
  • Chlorophyll
  • Bitterstoffen
  • Enzymen
  • Mineralstoffen, Vitaminen, Eiweiß und
  • sekundären Pflanzenstoffen

Diese Nährstofffülle finden wir auch in Biokost nicht und durch lange Transportwege und Lagerung gehen zusätzlich Nährstoffe verloren. Die Wildkräuter hingegen wachsen meist vor der Haustür, müssen nur gesammelt werden und können zeitnah verzehrt werden.

Biophotonen

Das Phänomen der Photonen wurde in den 1920er Jahren von dem russischen Biologen Alexander G. Gurwitsch entdeckt. Er konnte 1922 erstmalig nachweisen, dass pflanzliche Zellen Licht ausstrahlen. Dieses Wissen wurde in den 1970er Jahren durch den deutschen Biophysiker Fritz-Albert Popp weiterentwickelt. Popp prägte für diese Zellstrahlung den Begriff der Biophotonen. „Photonen“ sind Lichtquanten, die physikalisch kleinsten Elemente des Lichts. „Bio“ deshalb, weil sie wichtige biologische Funktionen erfüllen und von lebenden Zellen abgegeben werden.

Man geht davon aus, dass in jeder Zelle etwa 30.000 bis 100.000 chemische Reaktionen pro Sekunde ablaufen. Im Körper eines Menschen sind das rund eine Trillion Stoffwechselprozesse pro Sekunde, eine Zahl die die Grenzen unserer Vorstellungskraft übertrifft. Die Schulmedizin nimmt an, dass diese Abläufe chemisch gesteuert werden. F.A. Popp setzt dagegen, dass allein Biophotonen die nötige Schnelligkeit besitzen, um die erwünschten chemischen Reaktionen präzise auszulösen. Für ihn spielen die schwachen Lichtreize bei der Informationsübertragung unter den Zellen eine wesentliche Rolle (1). Darüber hinaus vermutet er, dass sie über eine ordnende Kraft im menschlichen Körper verfügen.

Die Aufnahme der Biophotonen erfolgt durch natürliches Sonnenlicht und kann von uns Menschen durch die Nahrung, über die Haut und durch die Augen aufgenommen werden.

Chlorophyll

Chlorophyll, das grüne Farbpigment, absorbiert die Lichtteilchen (Biophotonen) und wandelt das Sonnenlicht zusammen mit Kohlendioxid und Wasser in Energie und Sauerstoff um (Photosynthese) und speichert diese im grünen Blatt. Man kann sagen, Chlorophyll wirkt wie eine Speicherbatterie für Biophotonen.

Beste Speicher bzw. Spender von Biophotonen sind demnach frisches, dunkelgrünes Blattgrün und heimische Wildkräuter. Wird das Blattgemüse durch lange Lagerung welk, gehen die empfindlichen Biophotonen verloren. Deshalb sollte grünes Blattgemüse möglichst frisch verzehrt werden.

Eine weitere Besonderheit von Chlorophyll liegt darin, dass es ähnlich aufgebaut ist, wie das Hämoglobin, unser roter Blutfarbstoff (2). Es gibt nur einen kleinen Unterschied: Chlorophyll hat ein Magnesium als Zentralion und Hämoglobin ein Eisenion.

Seine positive Wirkung für unsere Gesundheit ist in zahlreichen wissenschaftlichen Studien bestätigt (3).

Chlorophyll

  • wirkt blutbildend
  • verbessert die Sauerstoffversorgung unseres Körpers
  • fördert die Durchblutung und die Wundheilung (4)
  • versorgt uns mit Magnesium (5)
  • wirkt blutreinigend und entgiftend, indem es Gifte bindet
  • reinigt den Darm und wirkt verdauungsfördernd
  • wirkt antioxidativ und entzündungshemmend (6)
  • fördert angenehmen Körpergeruch

Bitterstoffe

Um die Bedeutung der Bitterstoffe zu erahnen, hilft ein Blick zurück in der Zeitgeschichte. Die ursprüngliche Ernährung umfasste nämlich eine Vielzahl bitterstoffhaltiger Wildpflanzen, Blatt- und Wurzelgemüse.

Doch wer mag denn heute noch Bitteres? Alles was bitter schmeckt, stößt auf allgemeine Ablehnung und so sind Bitterstoffe aus unserer Ernährung fast vollständig verschwunden. Das ist fatal, denn gerade Bitterstoffe haben vielfältige positive Wirkungen auf unseren Stoffwechsel:

Bitterstoffe

  • stimulieren die Verdauungsorgane (7)
  • wirken entzündungshemmend (8)
  • stärken die Leber und
  • aktivieren die Bildung von Verdauungssäften.

Darüber hinaus wirken Bitterstoffe entlastend auf das Immunsystem, indem sie beeinträchtigend auf die lokale Umgebung, in der ein Erreger lebt, wirken und beispielsweise dessen Wachstum verlangsamen (9).

Besonders einfach können wir uns durch Wildkräuter mit Bitterstoffen versorgen, allen voran mit Scharfgarbe, Löwenzahn und Wegwarte. Und auch im Gemüse wie beispielsweise  im Chicoreé, Endivien- oder Radicchio-Salat stecken viele Bitterstoffe.

Enzyme

Enzyme ermöglichen das Wunder, Samen zum Leben zu erwecken, indem sie wie Katalysatoren Prozesse anregen und beschleunigen.

Sie sind grundlegend für alle Stoffwechselprozesse und spielen die Schlüsselrolle in der roh veganen Ernährung.

Unzählige Enzyme bildet unser Körper selbst:

  • Verdauungsenzyme, die von den Speicheldrüsen, dem Magen, der Bauchspeicheldrüse und dem Dünndarm abgesondert werden.
  • Stoffwechselenzyme, die von den Zellen produziert werden. Eine menschliche Zelle enthält durchschnittlich 3000 Enzyme.

Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit über unsere tägliche Nahrung Nahrungsmittelenzyme zu uns zu nehmen. Am höchsten ist der Enzymgehalt in frischen und unverarbeiteten Lebensmitteln, weil dadurch eine möglichst kurze Lagerung erreicht werden kann. So gelten natürlich die Wildkräuter als besonders enzymreich.

Eine enzymreiche Ernährung

  • unterstützt die körpereigenen Verdauungsenzyme bei der Aufspaltung des Nahrungsbreis
  • optimiert die Nährstoffverfügbarkeit
  • wirkt stoffwechselaktivierend
  • liefert Coenzyme für Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente

Wichtig ist es, auf die Temperatur zu achten: Enzyme sind sehr empfindlich gegenüber Kälte und Hitze. Das Optimum der Enzymaktivität liegt zwischen 20 und 30 Grad und ab einer Temperatur von 42 Grad werden die natürlich vorkommenden Enzyme zerstört.

Mineralstoffe, Vitamine und Eiweiß

Nachfolgende Tabelle zeigt uns am Beispiel der Brennnessel, dass auch der Vitamin- und Mineralstoffgehalt von Wildkräutern im Vergleich zu Kulturgemüse deutlich erhöht ist. So enthält Brennnessel beispielsweise 7-mal mehr Eisen, 15-mal mehr Calcium, 25-mal mehr Vitamin C und 6,5-mal mehr Magnesium wie Kopfsalat.

Auch in Sachen Eiweiß sind die Wildkräuter dem Kulturgemüse überlegen. Brennnessel, Malve oder Giersch enthalten beispielsweise pro 100 g um die 7 g Eiweiß, Kopfsalat enthält 1 g und Grünkohl 3 g Eiweiß.

Sekundäre Pflanzenstoffe

Ganz besonders hervorheben wollen wir die sekundären Pflanzenstoffe. Die Wirkung der sekundären Pflanzenstoffe auf uns Menschen wird von der Wissenschaft eifrig erforscht und zeigt im Bereich der Pflanzenheilkunde seit langem viele positive Wirkungen.

Aufgrund ihrer chemischen und funktionellen Eigenschaften werden die sekundären Pflanzenstoffe in verschiedene Gruppen aufgeteilt wie zum Beispiel Carotinoide, Flavonoide, Saponine und Alkaloide. Die unterschiedlichen Wirkungsweisen findest du hier:

Zusammenfassend können wir feststellen, dass sie

  • anregend auf das Immunsystem,
  • entzündungshemmend,
  • antioxidativ und
  • gegen Viren, Bakterien und Pilze wirken.

Eine ausführliche Beschreibung zu sekundären Planzenstoffen findest du  >>  HIER.

 

Rezeptideen

Ein Start mit Wildkräutern ist auch für absolute Neulinge möglich, denn Löwenzahn und Brennnessel sind jedem bekannt und damit kann man bereits eine wirkliche Nährstofffülle abdecken! Doch lassen sie sich auch schmackhaft zubereiten?

Wir zeigen dir nachfolgend verschiedene Zubereitungsideen auf und wollen dich gleichzeitig ermutigen, kreativ deine eigenen Gerichte zu kreieren.

Zum Rezept kommst du mit Klick auf Überschrift oder Bild:

Die Neun-Kräuter-Suppe

Die Neun-Kräuter-Suppe enthält eine überwältigende Fülle an nährstoffreichen Wildkräutern und schmeckt überraschend mild und köstlich.

 

Die Ackerschachtelhalm-Limonade

Dr. Switzer empfiehlt jedem ab dem 40. Lebensjahr den regelmäßigen Genuss dieser leckeren Limonade, um einer Schwächung des Bindegewebes vorzubeugen und Alterungsprozesse zu verlangsamen.

 

Das Brennnesselbonbon

Eine raffinierte Verzehrmöglichkeit ist das Essen eines Brennnesselbonbons gleich beim Spazierengehen in der Natur.

 

Der Wildkräutersalat

Ein Klassiker unter den Wildkräuter-Zubereitungen ist der Wildkräutersalat.

 

Und selbstverständlich kannst du auch mit frisch gepressten Säften, Smoothies oder Smoothiebowls in der Genuss der Nährstofffülle der Wildkräuter kommen.

 

Ulrike Eder (Autorin)

Ulrike ist Heilpraktikerin (psych.), Ernährungsberaterin, Hippocrates Lifestyle Medicine Coach und Phytotherapeutin. Zusammen mit ihrem Mann Jürgen leitet sie die Ernährungsberater-Fernausbildung der Deine Ernährung Akademie.

 ♡

Wenn du ein tieferes Verständnis über die gesundheitliche Wirkung einer natürlichen Ernährungsweise und der Wildkräuter-Vitalkost erlangen möchtest – dann informiere dich bei uns!

Ernährungsberaterausbildung roh-vegan

Ulrike Eder
Ulrike ist Heilpraktikerin (psych.), Ernährungsberaterin, Hippocrates Lifestyle Medicine Coach und Phytotherapeutin. Zusammen mit ihrem Mann Jürgen leitet sie die Ernährungsberater-Fernausbildung der Deine Ernährung Akademie.

Kommentare

2 Kommentare

  1. Géraldine Sommer

    Liebe Ulrike,
    herzlichen Dank für die so gut recherchierten Infos, die Transparenz und Quellennachweise und dafür, dass die Texte so gut leserlich & informativ sind! Es ist mir eine Freude sie zu lesen!

    Ich selbst betreue einen essbaren Waldgarten und möchte Menschen die hier angebauten Wildpflanzen näher bringen. Hier steckt so ein großer Schlüssel zu einer Ernährungsweise, die gut für den Menschen und gut für die Welt ist!
    Und wer weiß, vielleicht gibt es ja Kooperationsmöglichkeiten zwischen eurer Akademie und unserem Permakuktur-Projekt?

    Ich würde mich freuen, von dir und euch zu hören!

    Herzliche Grüße,
    Géraldine

    Antworten
    • Ulrike Eder

      Liebe Géraldine,
      danke für deinen Kommentar 🌱 🌿 💚 es scheint, als ob du etwas Großartiges machst. Wo befindet sich euer Permakultur-Projekt?
      Herzliche Grüße
      Ulrike

      Antworten

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