Leaky-Gut-Syndrom: Was passiert, wenn der Darm durchlässig ist?

Beim Leaky-Gut-Syndrom, handelt es sich um eine durchlässige Darmschleimhaut. Diese kann nicht nur zu vielfältigen Symptome führen, sondern steht auch in Verbindung mit zahlreichen Erkrankungen.

Was ist das Leaky-Gut-Syndrom?

Der Begriff Leaky-Gut kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt so viel wie löchriger, undichter oder leckender Darm. Genaugenommen, ist hier die Dünndarmschleimhaut gemeint, die beim Leaky-Gut-Syndrom winzige Lücken aufweist. Diese führen dazu, dass die Schleimhaut ihre schützende Barrierefunktion (Permeabilität) nicht mehr vollständig erfüllen kann.

Dünndarmschleimhaut: kleines Wunderwerk

Die Dünndarmschleimhaut (lat.: Mukosa) ist ein kleines, hochkomplexes und sensibles Wunderwerk mit einer genialen anatomischen Feinstruktur. Ihre Aufgabe ist es zum einen, alle wichtigen Nährstoffe, die über das Essen in den Dünndarm gelangen, aufzunehmen. Zum anderen, wehrt sie unerwünschte Eindringlingen ab. Kurz gesagt: Die Dünndarmschleimhaut entscheidet darüber, was über die Darmwand in den Blutkreislauf gelangen darf und was nicht.

Die Darmschleimhaut muss gut genährt sein und darf keine Entzündungen aufweisen, um ihre Aufgaben bestmöglich erfüllen zu können.

Lücken: Zugang für unerwünschte Stoffe

Im gesunden Darm, bilden die Zellen der Schleimhaut einen festen Zellverbund, der unerwünschte Stoffe abwehrt. Die einzelnen Zellen sind dabei von Schlussleisten, den sogenannten tight junctions (= englisch), abgedichtet. Weisen die tight junctions Lücken auf, spricht man vom Leaky-Gut-Syndrom. Unerwünschte Stoffe, die normalerweise weiter in den Dickdarm wandern, können so durch die Schleimhaut in den Blutkreislauf gelangen. Beim Übertritt der Stoffe, aktiviert der Darm sein Immunsystem, welches als Schutzreaktion eine Entzündung der Darmschleimhaut herbeiführt. Diese feuert das Leaky-Gut-Syndrom weiter an.

Beim Leaky-Gut-Syndrom gelangen unerwünschte Stoffe in den Blutkreislauf – etwa Toxine, unverdaute Nahrungsbestandteile, Krankheitserreger und Stoffwechselprodukte.

Die nachfolgende Abbildung zeigt die sehr stark gefaltete Dünndarmschleimhaut Schritt für Schritt in die Vergrößerung – ausgehend vom Querschschnitt des Dünndarms bis zum Mikrovilli und der Darstellung des Durchlässigkeit (Leaky Gut).

Wie entsteht das Leaky-Gut-Syndrom?

Meist entsteht das Leaky-Gut-Syndrom durch das Zusammenwirken verschiedener Faktoren. Grundsätzlich, zählen dazu alle Störfaktoren, welche die schützenden Systeme des Dünndarms – Schleimschicht, Schleimhaut und Darmflora – belasten, aus dem Gleichgewicht bringen oder Entzündungen herbeiführen.

Faktoren, die zur Entstehung des Leaky-Gut-Syndroms beitragen:

  • entzündungsfördernde Ernährung (vor allem hoher Zuckerkonsum (1))
  • hoher Alkoholkonsum (2)
  • Verzehr unverträglicher Lebensmittel
  • lektinreiche Ernährung
  • Schmerzmittel („Nicht-steroidalen Entzündungshemmer“ wie u.a. ASS, Ibuprofen oder Diclofenac (3))
  • Antibiotika (4)
  • Giftstoffe: Nikotin, Schwermetalle, Umweltschadstoffe
  • psychischer Stress (5)
  • chronisch entzündliche Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa (6)
  • Dünndarmfehlbesiedlung SIBO (7)
  • durchfallauslösende Bakterien und Viren, z.B. Salmonellen oder Noroviren (8)
  • erhöhter Candida-Befall im Darm (9)

Eine natürliche und gesunde Lebensweise beugt dem Leaky-Gut-Syndrom vor: Pflanzenbasierte und darmfreundliche Ernährung, Entspannung, Vermeidung von Umweltgiften und Medikamenten.

Was sind die Symptome des Leaky-Gut-Syndroms?

Da die Symptome sehr unspezifisch sind und viele von ihnen nicht in direktem Zusammenhang mit dem Darm stehen, ist es oft schwer ein Leaky-Gut-Syndrom zu erkennen.

Folgende Symptome können durch ein Leaky-Gut-Syndrom verursacht sein:

  • Infektanfälligkeit
  • Verdauungsbeschwerden, wie Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Allergien
  • Asthma
  • Hautprobleme, wie Ekzeme, Neurodermitis, Ausschläge
  • Migräne
  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit
  • Nervosität
  • Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen
  • Entwicklung von Mangelerscheinungen durch die schlechterte Nährstoffaufnahme oder erhöhte Nährstoffverluste, etwa Zink- und Eisenmangel

Betroffene haben oft mehrere Symptome, zu denen häufig Verdauungsbeschwerden gehören. Mithilfe einer Stuhlprobe und auch Bluttests, kann ein darauf spezialisierter Arzt oder ein Heilpraktiker herausfinden, ob ein Leaky-Gut-Syndrom vorliegt.

Welche Erkrankungen können das Leaky-Gut-Syndrom begünstigen?

Während die durchlässige Schleimhaut auch in der Schulmedizin eine anerkannte Erkrankung ist, stehen viele ihren negativen Auswirkungen außerhalb des Darms noch skeptisch gegenüber.

Studien weisen auf Zusammenhänge hin

Die Wissenschaft entdeckt immer mehr signifikante Zusammenhänge zwischen dem Leaky-Gut-Syndrom und verschiedenen Erkrankungen. Ob das Leaky-Gut-Syndrom tatsächlich eine auslösende Rolle dabei spielt und wie groß diese ist, ist noch nicht hinreichend geklärt.

Fest steht jedoch – Menschen mit diesen Erkrankungen, sind mit auffälliger Häufigkeit auch vom Leaky-Gut-Syndrom betroffen:

  • Autoimmunerkrankungen im Allgemeinen (10), dazu gehören u.a. Hashimoto-Thyreoiditis, rheumatoide Arthritis, Borbus Bechterew, Sarkoidose
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa
  • Multiple Sklerose (11)
  • Zöliakie (12) (Glutenunverträglichkeit)
  • Diabetes Typ 1 (13)
  • Autismus (14)
  • Pakinson (15)
  • Reizdarm (16)

Die gute Nachricht: Das Leaky-Gut-Syndrom ist gut behandelbar und mit der Heilung des Darms, verschwinden auch damit zusammenhängende Symptome. Zudem sinkt die Möglichkeit entstehender Krankheiten.

Ernährung bei Leaky-Gut-Syndrom

Die Ernährung, ist eine wichtige Säule in der Leaky-Gut-Therapie. Grundsätzlich geht es darum, reizende Trigger zu eliminieren und vermehrt auf heilende Lebensmittel zu setzen.

Trigger ausfindig machen

Ein durchlässiger Darm kann verschiedene Unverträglichkeiten fördern. Während manche Menschen auf histaminhaltige Lebensmittel regieren, bekommen andere Beschwerden von zu viel Fruktose. Ein Ernährungsprotokoll kann helfen, die individuellen Trigger herauszufinden, um diese für eine Zeitlang zu meiden und den Darm so zu schonen.

Es hat sich jedoch auch gezeigt, dass die meisten Betroffenen von einem Verzicht bestimmter Lebensmittel profitieren.

Vermeide diese Lebensmittel:

  • Tierische, insbesondere laktosehaltige Lebensmittel, wie Milchprodukte
  • Glutenhaltige Getreideprodukte wie Weizen, Roggen, Dinkel etc.
  • Industriezucker und Weißmehlprodukte
  • Alkohol
  • Lektine und Phytinsäure – daher Nüsse und Samen einweichen, Hülsenfrüchte einweichen und kochen oder keimen lassen
  • Industriell verarbeitete Lebensmittel mit Zusatzstoffen, wie Konservierungsstoffen und Geschmacksverstärkern
  • Verarbeitete Produkte, die Transfettsäuren enthalten, wie viele Backwaren, Süßigkeiten, Frittiertes

Setze auf diese Lebensmittel

  • Frisches Gemüse und Obst aus biologischem Anbau, am besten saisonal und regional.
    • Bitterstoffreiches Gemüse und Blattgrün wie Wildkräuter, Chicorée, Artischocke und Endivie.
    • Ballaststoffe dienen den Darmbakterien als Futter und werden bei ihrer „Verdauung“ in kurzkettige Fettsäuren umgewandelt. Diese nähren die Darmschleimhaut.
  • Probiotische Lebensmittel wie fermentierte Säfte und fermentiertes Gemüse unterstützen das Gleichgewicht der Darmflora.
  • Besonders entzündungshemmend wirken Kurkuma, Brokkoli, Blaubeeren und grüner Tee – hier findest du ausführliche Informationen zur entzündungshemmenden Ernährung und weitere wertvolle Lebensmittel.
  • Omega-3-Fettsäuren, etwa in Leinöl, eingeweichten Walnüssen, Hanf- oder Leinsamen unterstützen die Schleimhaut bei der Regeneration.
  • Süßholzwurzel-, Eibischwurzeltee und Aloe-Vera-Saft helfen durch ihre schleimbildenden
    Eigenschaften.
  • Gedünstetes Gemüse ist bei einem Leaky-Gut leichter zu verdauen als Rohkost. Daher ist es sinnvoll abends gegartes Gemüse zu verzehren.
  • Nicht Vegan: Knochenbrühe, die darin enthaltenen Aminosäuren Glycin, Prolin und Glutamin wirken nährend auf die Darmschleimhaut.

Fazit: Darmgesund zu essen bedeutet in erster Linie Ungesundes wegzulassen und den Organismus vor den unzähligen das Mikrobiom schädigenden Substanzen industriell verarbeiteter Nahrungsmittel zu schonen. Eine entzündungshemmende Ernährung nährstoff-, ballststoff- und bitterstoffreich unterstützt den Darm und nährt Darmflora und Darmschleimhaut.

 

Maja Biel (Autorin)

Ökotrophologin, Foodjournalistin und Ernährungsberaterin. Maja ist in eigener Praxis tätig und unterstützt Deine Ernährung mit ihrem Fachwissen.

Wenn du ein tieferes Verständnis über die gesundheitliche Wirkung einer natürlichen Ernährungsweise und der Wildkräuter-Vitalkost erlangen möchtest – dann informiere dich bei uns!

Ernährungsberaterausbildung roh-vegan

Ulrike Eder
Ulrike ist Heilpraktikerin (psych.), Ernährungsberaterin, Hippocrates Lifestyle Medicine Coach und Phytotherapeutin. Zusammen mit ihrem Mann Jürgen leitet sie die Ernährungsberater-Fernausbildung der Deine Ernährung Akademie.

Kommentare

2 Kommentare

  1. Petra

    Liebe Ulrike,

    ach, Ihr seid einfach super! 🙂 Zum Thema Darmgesundheit habe ich gerade etwas gesucht. Und da ist es!!! Danke für die wertvollen Tips!

    Ganz liebe Grüße

    Petra

    Antworten
    • Ulrike Eder

      Danke liebe Petra, das freut uns sehr, dass unsere Tipps eine Bereicherung für dich sind 🌱🌿💚 Liebe Grüße Ulrike

      Antworten

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