Wie entsteht eine nicht-alkoholische Fettleber? Eine Frage, die der Aufklärung bedarf, denn mittlerweile ist in Deutschland bereits jeder vierte Bundesbürger über 40 und jedes dritte übergewichtige Kind betroffen.
Das Heimtückische daran ist, dass die Erkrankung meist lange Zeit nicht bemerkt wird. Die Leber leidet still, man sagt: Der Schmerz der Leber ist die Müdigkeit. So leben die Betroffenen sogar beschwerdefrei oder mit unspezifischen Symptomen wie Antriebslosigkeit, Müdigkeit oder Völlegefühl.
Natürliche Fruktose
Betrachten wir die Fruktose in ihrem ursprünglichen Verbund: In Früchten sowie in kleinen Mengen auch in Gemüse und Nüssen liegt Fruktose immer in Kombination mit Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und anderen für den Körper wertvollen Substanzen vor.
Ballaststoffe verzögern Aufnahme
Vor allem die Ballaststoffe haben hier eine entscheidende Rolle: Sie verzögern die Aufnahme der Fruktose und entlasten somit den Dünndarm – den Ort, an dem der Zucker absorbiert wird. Auch die Leber wird so entlastet, denn hier wird die Fruktose verstoffwechselt.
Frisch gepresste Säfte oder Trockenfrüchte in Maßen
Trennen wir die Ballaststoffe von der Fruktose, wie es bei frisch gepressten Säften der Fall ist, ist sie in viel konzentrierterer Form vorhanden. So auch in getrockneten Feigen, Datteln und Co. Damit sind der Darm und auch die Leber schon stärker gefordert: Die Fruktose kommt hier deutlich schneller und in größeren Mengen an.
Industriell hergestellte Fruktose
Die Form der Fruktose jedoch, die der Gesundheit am meisten schaden kann, ist die industriell hergestellte. Als Hauptquelle dafür ist der High-Fruktose-Corn-Sirup (HFCS) zu nennen.
Der High-Fruktose-Corn Sirup wird größtenteils aus gentechnisch veränderter Mais- oder Weizenstärke hergestellt. Die darin enthaltene Glukose wird durch Zugabe von Enzymen Schritt für Schritt in Fruktose umgewandelt. So entsteht 42-prozentiger bis 90 prozentiger HFCS. Je höher der Fruktoseanteil ist, umso stärker wird auch die Süßkraft des Sirups. Eine günstige Süße, die sich rasant zu einer Lieblingszutat der Industrie entwickelt hat und auf der Zutatenliste unter Namen wie Fruktose-Glukose-Sirup, Isoglucose oder Maissirup zu finden.
Mittlerweile ist der Sirup in vielen Produkten „versteckt“: In Süßigkeiten, Backwaren, Softgetränken, aber auch in Brotaufstrichen, Tiefkühlpizza, Soßen oder Fertiggerichten. Nicht jedem ist bewusst, dass sich diese Süße auch in Nahrungsmitteln, die nicht einmal süß schmecken, verbirgt. Dies macht es jedoch nachvollziehbar, dass der unbedarfte Bürger unbewusst viel zu viel an versteckter Fruktose zu sich nimmt.
Fruktose: Umwandlung im Körper
Um zu erklären, wie Fruktose zu einer Fettleber beitragen kann, ist es wichtig zu wissen, was mit der Fruktose im Körper passiert.
Der Weg der Fruktose
- Die Fruktose gelangt aus der Nahrung in den Magen und von dort in den Dünndarm.
- Über die Dünndarmschleimhaut wird sie in die Blutbahn absorbiert.
- Über die Blutbahn gelangt die Fruktose direkt zur Leber.
Hinweis: Ein Übermaß an Fruktose kann den Dünndarm so überlasten, dass es zu Fruktosemalabsorbtion kommt. Das heißt, die Fruktose kann vom Dünndarm nicht vollständig aufgenommen werden und wandert weiter in den Dickdarm, wodurch Verdauungsbeschwerden entstehen.
In Leber: zu Fett umgewandelt
In der Leber angekommen, wird die Fruktose in nutzbare Energieformen umgewandelt: Fettsäuren und Glykogen. Entscheidend für die Fettleber sind hier die Fettsäuren. Ein Teil von ihnen gelangt über das Blut in die Fettdepots und wird so etwa an Beinen, Bauch und Hüften als Energiereserve gespeichert. Der andere Teil des Fettes wird direkt in den Leberzellen eingelagert.
Bei einem maßvollen Umgang mit Fruktose und einer gesunden Lebensweise ist das unproblematisch. Die Fettreserve in der Leber und auch die anderen Fettdepots werden regelmäßig angezapft und so immer wieder abgebaut. Die Leber bleibt gesund und der Stoffwechsel im Lot.
Um die Fruktose als Energiequelle zu nutzen, wird sie in der Leber in Fett umgewandelt. Ein Teil dieses Fetts wird direkt in den Leberzellen als Energiereserve gespeichert.
Wie trägt Fruktose zur Fettleber bei?
Bei Menschen, die besonders viel Fruktose und auch andere Kohlenhydrate im Übermaß konsumieren, kommt der Körper gar nicht mehr in die Situation, dass eingelagerte Leberfett als Energiequelle nutzen zu müssen – denn es kommt ja ständig Nachschub. Das Leberdepot bleibt so nicht nur unangetastet, es wächst auch immer weiter.
Verfettung der Leber
Auf Dauer kommt es zu einer regelrechten Verfettung der Leber, auch „nichtalkoholische Fettleber“ genannt (1). Von der alkoholischen Fettleber ist die Rede, wenn die Leber durch einen hohen Alkoholkonsum verfettet. Der Stoffwechsel des Alkohols in der Leber, erfolgt nämlich ebenso wie bei der Fruktose: Auch Alkohol wird in Fett umgewandelt und in der Leber gespeichert.
Stoffwechsel aus dem Lot
Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan. Ihre Aufgabe ist es vor allem, Nährstoffe umzuwandeln, um sie für den Körper nutzbar zu machen und Gifte aus dem Blut herauszufiltern. Kann die Leber die Nahrung nicht mehr richtig verarbeiten, gerät der gesamte Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht. Ist die lebenswichtige Entgiftung gestört, hat dies schwerwiegende Konsequenzen für die Gesundheit.
Wenn ständig Energienachschub in Form von Fruktose und anderen Kohlenhydraten kommt, muss der Körper seine Energiereserven in der Leber nicht anzapfen. Die auf Dauer entstehende Fettleber bringt den gesamten Stoffwechsel durcheinander und sorgt dafür, dass lebenswichtige Entgiftungsprozesse nicht mehr funktionieren.
Bewusster Umgang mit Fruktose
Wer Fruktose in ihrem natürlichen Verbund, das heißt in ursprünglichen Früchten aufnimmt, einen maßvollen Obstverzehr und einen bewussten Umgang mit Süßungsmitteln pflegt, wird durch die Fruktose in der Regel keine Probleme bekommen.
Wenig Industrieprodukte
Die Fruktose, die eine Entstehung der Fettleber begünstigt, ist vor allem diejenige, die in Industrieprodukten steckt. Es empfiehlt sich daher, sich so natürlich wie möglich zu ernähren und wenig industriell hergestellte Produkte zu verwenden. Wer hin und wieder zu Industrieprodukten greift, sollte dabei immer die Zutatenliste im Blick haben und neben dem allgemein angegebenen Zuckergehalt, auch nach „versteckter“ Fruktose Ausschau halten.
Essenspausen
Um einer Fettleber vorzubeugen, ist es zudem wichtig, dem Körper Essenspausen zu gönnen. Durch die kleinen Fastenzeiten kommt der Organismus in die Lage, seine Fettdepots in der Leber anzapfen zu müssen und kann so Leberfett abbauen.
Wer hauptsächlich zu natürlichen Lebensmitteln greift, Obst und Süßungsmittel in Maßen verzehrt und seinem Körper Essenspausen gönnt, beugt einer Fettleber vor.
Zur Vertiefung findest du hier einen Artikel zur Frage: Ist Fruktose gesund?
Maja Biel (Autorin)
Ökotrophologin, Foodjournalistin und Ernährungsberaterin. Maja ist in eigener Praxis tätig und unterstützt Deine Ernährung mit ihrem Fachwissen.
Ulrike Eder (Autorin)
Ulrike ist Heilpraktikerin (psych.), Ernährungsberaterin, Hippocrates Lifestyle Medicine Coach und Phytotherapeutin. Zusammen mit ihrem Mann Jürgen leitet sie die Ernährungsberater-Fernausbildung der Deine Ernährung Akademie.
Die Beiträge sind sehr wertvoll und ich habe sie verschlungen. Vielleicht wäre es auch sinnvoll die Fett quellen näher zu beleuchten, da es nicht immer offensichtlich ist, und ja auch gesunde Lebensmittel betrifft, wie avokado, Nüsse etc. Danke an euch und seid herzlichst gegrüßt
Hallo Ilka,
danke für dein Feedback. Es gibt auf unserem Blog bereits einen Artikel zum Thema Fette. Diesen werden wir demnächst nochmal überarbeiten 😉
https://deine-ernaehrung.de/gesunde-fette-fast-jeder-macht-hier-gravierende-fehler/
LG Ulrike