Ist Kaffee gesund oder ungesund? – Eine ganzheitliche Betrachtung

Ist Kaffee gesund – oder eher ein unterschätzter Stressfaktor? Kaum ein Getränk wird so leidenschaftlich geliebt und zugleich so kontrovers diskutiert wie Kaffee.

Ob als schneller Espresso, cremiger Cappuccino oder hipper Cold Brew mit Hafermilch – für viele ist er tägliches Ritual, Genussmoment und Lebensretter am Morgen in einem. Er gibt Energie, schafft Pausen, und ist für viele eine sehr liebgewonnene Gewohnheit. Doch gleichzeitig ist er auch ein stark wirkendes Genussmittel, das im Körper einiges in Bewegung setzt. Grund genug, genauer hinzuschauen – um endlich eine Antwort auf die Frage zu finden: Ist Kaffee gesund?

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Was steckt im Kaffee?

Kaffee ist weit mehr als nur Koffein. In jeder Tasse steckt ein komplexes Gemisch aus mehreren hundert bioaktiven Substanzen – manche davon anregend, andere reizend, viele davon noch nicht vollständig erforscht. Zu den bekanntesten zählen:

Koffein

Der wohl bekannteste Inhaltsstoff im Kaffee ist das Koffein. Es stimuliert das zentrale Nervensystem und erhöht kurzfristig die Konzentration von Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin, was zu einer spürbaren Steigerung von Wachheit, Konzentration und Reaktionsfähigkeit führen kann. Gleichzeitig regt Koffein die Nebennieren zur Ausschüttung von Adrenalin an, was den Körper in eine Art „Alarmbereitschaft“ versetzt – mit erhöhter Herzfrequenz, gesteigertem Blutdruck und einem Aktivitätsimpuls.

Auch die Nierentätigkeit wird angeregt, weshalb Kaffee eine harntreibende Wirkung entfalten kann – was wiederum den Verlust von Mineralstoffen wie Kalium und Magnesium begünstigt. Dieser belebende Effekt kann hilfreich sein – oder bei regelmäßigem Konsum auch in eine Belastung kippen, wenn der Körper ständig im „Anschaltmodus“ gehalten wird.

Chlorogensäuren

Diese sekundären Pflanzenstoffe gelten als antioxidativ wirksam, können jedoch bei empfindlichen Personen zu Magenreizungen führen. Je nach Röstung bleiben sie stärker oder schwächer erhalten.

Bitterstoffe

Sie fördern den Gallenfluss und die Verdauung – was aus naturheilkundlicher Sicht prinzipiell wünschenswert ist. Doch im Kaffee sind sie oft stark geröstet, was ihre Wirkung verändert und gleichzeitig die Säurelast erhöht.

Röststoffe und Abbauprodukte

Bei der Kaffeeröstung entstehen viele neue Verbindungen, darunter auch potenziell problematische Substanzen wie Acrylamid oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs), die im Verdacht stehen, gesundheitlich belastend zu wirken. Je dunkler die Röstung, desto höher in der Regel der Gehalt.

Schadstoffbelastung: Ein oft übersehener Aspekt

Konventionell angebauter Kaffee gehört zu den am stärksten behandelten Agrarprodukten weltweit. Pestizidrückstände, Schimmelpilzgifte und Lösungsmittelrückstände aus der Entkoffeinierung sind mögliche Belastungen. Auch eine schimmelanfällige Lagerung in tropischen Regionen kann problematisch sein – besonders für empfindliche oder entgiftungsschwache Menschen. Bio-Kaffee aus kontrolliertem Anbau und geprüfter Lagerung ist daher klar zu bevorzugen.

Entkoffeinierter Kaffee – wirklich die bessere Wahl?

Viele greifen zu entkoffeiniertem Kaffee in der Annahme, doch auch hier gilt es genau hinzuschauen: Die Entkoffeinierung erfolgt häufig mit Lösungsmitteln wie Dichlormethan oder Ethylacetat, von denen Rückstände im Kaffee verbleiben können. Schonendere Verfahren wie die CO₂- oder Wasser-Entkoffeinierung sind zwar rückstandsärmer, dennoch bleibt entkoffeinierter Kaffee ein stark geröstetes, säurebildendes Produkt – mit denselben Belastungen durch Röststoffe und Schadstoffrisiken wie herkömmlicher Kaffee. 

Weitere Bestandteile

Kaffee enthält außerdem kleine Mengen an Mineralstoffen (z. B. Magnesium, Kalium), jedoch nicht in dem Maße, dass sie seine möglichen Nährstoffverluste ausgleichen könnten. Auch Lipide, Tannine und Spuren von Proteinen sind enthalten.

Kaffee gesund oder ungesund

Die positiven Seiten des Kaffees

Kaffee hat nicht nur Schattenseiten – in Maßen und in guter Qualität genossen, kann er durchaus positive Wirkungen auf Körper und Geist entfalten. Hier ein Überblick über seine wohltuenden Eigenschaften:

Geistige Klarheit und Konzentration

Koffein wirkt anregend auf das zentrale Nervensystem. Es erhöht die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin, was zu mehr Wachheit, Klarheit und Konzentration führen kann – besonders in Phasen geistiger Anstrengung oder bei Müdigkeit. Viele Menschen empfinden Kaffee als hilfreichen Begleiter im Berufsalltag oder beim Lernen.

Antioxidative Wirkung

Kaffee enthält natürliche Antioxidantien, vor allem Chlorogensäuren, die dabei helfen können, freie Radikale zu neutralisieren. Diese antioxidative Wirkung kann zellschützend sein – vorausgesetzt, der Kaffee wurde schonend geröstet und stammt aus hochwertiger Quelle. Je naturbelassener, desto wertvoller die sekundären Pflanzenstoffe.

Anregung von Leber, Galle und Verdauung

In der Naturheilkunde werden Bitterstoffe wegen ihrer positiven Wirkung auf den Gallenfluss und die Verdauung geschätzt – und Kaffee enthält genau diese Stoffe. Er kann helfen, die Verdauung anzuregen, Völlegefühl zu lindern oder den Stuhlgang zu erleichtern. Bei empfindlichen Menschen kann diese Wirkung jedoch zu stark sein oder Irritationen auslösen.

Stoffwechselaktivierung und mögliche Schutzwirkungen

Studien deuten darauf hin, dass moderater Kaffeekonsum mit einem reduzierten Risiko für bestimmte Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Parkinson oder Alzheimer verbunden sein könnte (1). Auch auf die Fettverbrennung wirkt Koffein leicht aktivierend (2). Wichtig: Diese Effekte sind statistisch erfasst, aber nicht als direkte Ursache-Wirkung bewiesen.

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Kaffee und das Säure-Basen-Gleichgewicht

Kaffee gehört nach ganzheitlicher Betrachtung zu den säurebildenden Lebensmitteln – auch wenn er geschmacklich nicht sauer wirkt. Entscheidend ist nicht der pH-Wert des Getränks selbst, sondern die Stoffwechselreaktion, die nach dem Trinken im Körper ausgelöst wird.

Warum Kaffee säurebildend wirkt

Die enthaltenen Röststoffe, Chlorogensäuren und das Koffein werden im Stoffwechsel zu verschiedenen organischen Säuren abgebaut, die der Körper neutralisieren muss (3). Dafür braucht er basische Mineralstoffe – vor allem Calcium, Magnesium, Kalium und Zink. Sind diese Mineralien nicht ausreichend über die Ernährung verfügbar, greift der Körper auf seine eigenen Depots zurück, zum Beispiel aus Knochen, Zähnen oder dem Bindegewebe.

Gleichzeitig gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, wie stark Kaffee tatsächlich auf den Säure-Basen-Haushalt wirkt. Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Effekt weniger stark sein könnte, da Kaffee auch basenbildende Stoffe enthält (4). Aus ganzheitlicher Sicht kann Kaffeekonsum dennoch das Gleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt belasten – besonders dann, wenn viel getrunken wird und zu wenig basenreiche Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen.

Mögliche Folgen chronischer Säurebelastung

Ein dauerhaftes Ungleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt kann sich ganz unterschiedlich äußern:

  • Müdigkeit und Antriebslosigkeit
  • Muskel- und Gelenkbeschwerden
  • Hautprobleme
  • Entmineralisierung von Zähnen und Knochen
  • Geschwächtes Bindegewebe
  • Erhöhtes Risiko für chronisch-entzündliche Prozesse

Besonders bei regelmäßigem oder hochdosiertem Kaffeekonsum – in Verbindung mit stressigem Alltag und eher säurelastiger Ernährung – kann die tägliche Säurelast schnell das kompensierbare Maß überschreiten.

Wie der Körper ausgleicht

Der Körper ist grundsätzlich sehr anpassungsfähig – und versucht, Säuren über Niere, Haut, Lunge und Darm auszuscheiden. Doch diese Prozesse kosten Energie und Nährstoffe. Wenn zu viele „Reizfaktoren“ auf einmal kommen (Kaffee, Stress, Zucker, tierisches Eiweiß, Bewegungsmangel), kann das System aus dem Gleichgewicht geraten.

Was hilft zur Neutralisation

Wer Kaffee trinken möchte, sollte auf einen basenüberschüssigen Lebensstil achten. Das heißt: viele frische Pflanzenkost, grüne Säfte, Wildkräuter, Zitronenwasser, Bewegung an der frischen Luft und eine gute Mineralstoffzufuhr. 

Fazit:

Kaffee ist kein direkter „Säureverursacher“, aber ein Säureverstärker, der – gerade bei häufigem Konsum – den Mineralienhaushalt und das Bindegewebe langfristig belasten kann. Wer gut für Ausgleich sorgt, kann diesen Effekt abmildern – je nach individueller Konstitution und Gesamtbelastung ist es jedoch sinnvoll, den Kaffeekonsum im Blick zu behalten.

ist Kaffee säurebildend

Nährstoffräuber? Der Einfluss auf Mineralien und Vitamine

Kaffee aktiviert den Stoffwechsel und kann kurzfristig Energie mobilisieren – doch seine Reizstoffe und Säuren stellen für den Körper auch eine Belastung dar. Ihre Verarbeitung erfordert wertvolle Mineralstoffe und Vitamine, wodurch bei regelmäßigem Konsum langfristig Mangelzustände entstehen können.

1. Verlust von Mineralstoffen

Koffein wirkt harntreibend und beschleunigt die Ausscheidung über die Nieren. Dabei gehen vermehrt Magnesium, Kalium, Calcium und Natrium verloren – allesamt wichtige Elektrolyte für Nerven, Muskeln, Knochen und den Säure-Basen-Haushalt. Besonders bei Menschen, die ohnehin zu Mineralstoffmangel neigen oder sich überwiegend säurebildend ernähren, kann dieser Effekt problematisch werden.

2. Eisen: Aufnahme gehemmt

Kaffee hemmt nachweislich die Aufnahme von pflanzlichem Eisen (Nicht-Häm-Eisen) im Darm – insbesondere, wenn er zu den Mahlzeiten getrunken wird. Das liegt unter anderem an den enthaltenen Polyphenolen, die Eisen binden. Für Menschen mit niedrigem Ferritinwert, stillende Frauen oder menstruierende Frauen kann dies langfristig einen spürbaren Eisenmangel begünstigen – trotz „eigentlich guter Ernährung“.

3. Vitamin B1: Koffein als Gegenspieler

Ein weiterer kritischer Punkt ist der Einfluss von Koffein auf Vitamin B1 (Thiamin). Dieses wichtige Nervenvitamin wird durch regelmäßigen Kaffeekonsum stärker abgebaut. Ein Mangel kann sich in Form von Nervosität, Konzentrationsschwäche, Reizbarkeit und Müdigkeit zeigen – Symptome, die fälschlicherweise oft auf „Kaffeebedarf“ zurückgeführt werden und so den Teufelskreis noch verstärken.

4. Zink, Selen, B-Vitamine: unterschätzte Verluste

Auch Zink, das für Immunfunktion, Hormonhaushalt und Hautgesundheit essenziell ist, kann durch Kaffee vermehrt verloren gehen oder schlechter aufgenommen werden. Gleiches gilt für Selen, besonders wichtig bei Schilddrüsenproblemen, sowie weitere B-Vitamine, die eine zentrale Rolle in der Energieproduktion spielen.

Kaffee ist verdauungsfördernd

Kaffee & die Verdauung

Kaffee hat auf das Verdauungssystem eine spürbare Wirkung – für manche ist er „der beste natürliche Verdauungshelfer“, für andere ein Reizstoff, der Magen und Darm aus dem Gleichgewicht bringt. Die Wirkung ist individuell – aber aus ganzheitlicher Sicht lassen sich klare Tendenzen erkennen.

1. Magensäureproduktion: Anregung mit Nebenwirkungen

Kaffee regt die Magensäureproduktion deutlich an. Das kann nach einer schweren Mahlzeit durchaus unterstützend wirken – etwa bei träger Verdauung oder Völlegefühl. Doch wer Kaffee regelmäßig nüchtern trinkt oder einen empfindlichen Magen hat, riskiert auf Dauer Reizungen der Magenschleimhaut, Sodbrennen oder sogar eine chronische Gastritis.

Besonders kritisch ist das bei Menschen mit latentem Magensäuremangel – hier kann Kaffee die Symptome kurzfristig überdecken, langfristig aber zur Schwächung beitragen.

2. Leber und Galle: Bitterstoffe mit doppelter Wirkung

Kaffee enthält Bitterstoffe, die den Gallenfluss und die Leberfunktion anregen. Das kann sich positiv auf die Fettverdauung auswirken und wird in der Naturheilkunde gezielt genutzt. Doch gerade stark geröstete Kaffees oder Industriekaffee mit wenig natürlichem Bitterstoffprofil können mehr Säurereiz als Regulation bringen.

3. Darm und Peristaltik: Stimulierung oder Reizung?

Viele Menschen berichten, dass Kaffee den Stuhlgang fördert – oft bereits wenige Minuten nach dem Trinken. Tatsächlich stimuliert Koffein die Darmperistaltik. Das kann hilfreich sein, aber auf Dauer auch zu einer Art „Abhängigkeit“ führen: Der Darm wird träge ohne Kaffee. Zudem kann Kaffee die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen, vor allem in Kombination mit Zucker, Milch oder Stress.

4. Reizdarm, Durchfallneigung, Blähungen

Bei Menschen mit Reizdarmsyndrom, Durchfallneigung oder entzündlichen Darmerkrankungen kann Kaffee kontraproduktiv wirken. Die Kombination aus Säure, Reizstoffen und stimulierender Wirkung kann den Darm zusätzlich stressen. Auch Blähungen, Unruhe im Bauch oder plötzliche Toilettengänge sind typische Reaktionen.

 

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Koffein und das Nervensystem

Die Wirkung von Kaffee auf das Nervensystem ist wohl einer der Hauptgründe, warum viele Menschen ihn trinken – er macht wach, fokussiert und stimmt positiv. Doch diese Aktivierung hat ihren Preis. Aus ganzheitlicher Sicht wirkt Koffein wie ein Reizverstärker, der kurzfristig Energie freisetzt, aber langfristig Körpersysteme überfordert, wenn kein Ausgleich erfolgt.

1. Sympathikus: Der Körper im Dauer-„An“

Koffein aktiviert das sympathische Nervensystem – jenen Teil, der für Leistung, Anspannung, Kampf oder Flucht zuständig ist. Das kann in stressigen Phasen hilfreich sein. Aber: Wer regelmäßig Kaffee trinkt, hält den Körper in einem künstlich angeregten Zustand, während das parasympathische System (zuständig für Erholung und Regeneration) zu kurz kommt.

Das Ergebnis: Viele Menschen fühlen sich innerlich unruhig, können schlecht abschalten oder schlafen – und greifen am nächsten Morgen wieder zur Tasse, um die Erschöpfung zu überdecken. Ein Kreislauf beginnt.

2. Nervosität, Zittern, Schlafstörungen

Typische Symptome bei zu viel Koffein oder erhöhter Sensibilität:

  • Innere Unruhe
  • Herzklopfen oder Herzrasen
  • Zitternde Hände
  • Konzentrationsprobleme trotz „Wachheit“
  • Einschlaf- oder Durchschlafprobleme

Die durch den Kaffee erhaltene Energie ist oft ein Trugbild – tatsächlich zehrt der Körper dabei an seinen Reserven.

3. Nebennieren und Stressachse

Besonders kritisch ist die ständige Aktivierung der Nebennieren. Sie produzieren unter Koffeineinfluss vermehrt Adrenalin und Cortisol, was kurzfristig Energie freisetzt – aber langfristig zu Nebennierenschwäche, Hormonungleichgewichten und Erschöpfung führen kann. Menschen mit HPU, Burnout-Tendenz oder Schilddrüsenproblemen sind hiervon besonders betroffen.

4. Koffein und die emotionale Regulation

Kaffee überdeckt nicht nur Müdigkeit, sondern auch emotionale Zustände. Reizbarkeit, Überforderung, innere Leere – all das kann vom Koffeinschub kurzzeitig übertüncht werden. Doch der Körper signalisiert nicht ohne Grund, dass er Ruhe oder Zuwendung braucht. Wer regelmäßig „darüber hinwegtrinkt“, verliert die Verbindung zur eigenen somatischen Intelligenz. Gerade feinfühlige, sensible oder bereits erschöpfte Menschen sollten sehr achtsam mit seiner Wirkung umgehen – und prüfen, ob der Preis für das „Wachsein“ nicht zu hoch ist.

Für wen ist Kaffee geeignet

 

Kaffee & Abhängigkeit: Wenn Genuss zur Gewohnheit wird

Kaffee kann mehr als nur anregen – er kann auch eine Gewohnheit oder sogar eine Abhängigkeit fördern. Der Hauptgrund liegt im Koffein, das regelmäßig das Nervensystem stimuliert und dadurch Anpassungsprozesse im Körper auslöst. Wird der Konsum reduziert oder ausgesetzt, können Entzugssymptome auftreten, typischerweise bereits 12 bis 24 Stunden nach der letzten Tasse:

  • Kopfschmerzen
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Müdigkeit oder Energielosigkeit
  • Gereiztheit und psychische Niedergeschlagenheit

Diese Beschwerden klingen meist innerhalb weniger Tage wieder ab, zeigen aber deutlich, wie stark sich der Körper an den regelmäßigen Koffeinkick gewöhnt.

Aus ganzheitlicher Sicht lohnt es sich, die eigene Beziehung zum Kaffee bewusst zu hinterfragen: Trinke ich ihn aus reinem Genuss – oder weil ich ohne ihn nicht in Schwung oder nicht in eine positive Stimmung komme? Ein schrittweises Reduzieren oder der Umstieg auf sanftere Alternativen können helfen, die körpereigene Energieproduktion wieder zu stabilisieren.

Für wen ist Kaffee besonders problematisch?

Während manche Menschen scheinbar problemlos mehrere Tassen Kaffee am Tag trinken, spüren andere bereits nach wenigen Schlucken Unruhe, Herzklopfen oder Magenbeschwerden. Aus ganzheitlicher Sicht zeigt sich: Kaffee ist kein neutrales Getränk – und für bestimmte Gruppen kann er auf körperlicher wie energetischer Ebene besonders belastend sein.

1. Menschen mit HPU oder chronischem Mikronährstoffmangel

Bei HPU (Hämopyrrollaktamurie) besteht ein erhöhter Bedarf an Zink, Magnesium, Vitamin B6 und anderen Mikronährstoffen – genau jene Stoffe, die durch Kaffee verstärkt ausgeschieden oder in ihrer Aufnahme gehemmt werden. Auch Menschen mit chronischem Mineralstoffmangel oder einem sensiblen Entgiftungssystem sollten Kaffee nur sehr bewusst konsumieren – oder ganz meiden.

2. Menschen mit Schilddrüsen- oder Nebennierenproblemen

Koffein wirkt direkt auf die Nebennieren und steigert die Cortisolproduktion. Bei Erschöpfung, Hashimoto oder Nebennierenschwäche kann dies den Zustand massiv verschärfen, auch wenn kurzfristig ein „Wachgefühl“ entsteht. Für viele ist Kaffee ein unsichtbarer Treiber von Symptomen wie innerer Unruhe, Energiemangel und Schlafstörungen.

3. Personen mit empfindlichem Verdauungssystem

Wer zu Reflux, Gastritis, Reizdarm, Durchfall oder Völlegefühl neigt, reagiert häufig negativ auf Kaffee – selbst in kleinen Mengen. Besonders problematisch ist der Konsum auf nüchternen Magen, da die Magensäureproduktion und Gallenaktivität stark angeregt wird.

4. Frauen mit hormoneller Disbalance oder PMS

Koffein kann die Hormonbalance beeinflussen – über Cortisol, über den Blutzuckerspiegel und über den Einfluss auf Leber und Entgiftung. Viele Frauen berichten über verstärkte PMS-Symptome oder unregelmäßige Zyklen in Zeiten hohen Kaffeekonsums. Auch hier lohnt sich eine bewusste Reduktion oder ein testweiser Verzicht.

5. Menschen mit innerer Unruhe, Schlafproblemen oder Ängsten

Kaffee wirkt wie ein Verstärker. Besteht bereits eine innere Unruhe, Nervosität oder Anspannung, kann er diese Zustände potenzieren. Auch das Einschlafen und die Tiefschlafphasen leiden – selbst wenn der Kaffee „nur am Morgen“ getrunken wird.

Alternativen zum Kaffee

Ganzheitliche Alternativen zum Kaffee

Wer spürt, dass Kaffee nicht (mehr) gut tut – sei es wegen Nervosität, Magenproblemen oder einfach, weil das morgendliche Ritual zur Gewohnheit ohne Genuss geworden ist – darf sich freuen: Es gibt viele natürliche, koffeinfreie Alternativen, die Energie schenken, den Stoffwechsel anregen und dabei nährstofffreundlich und nervensystemschonend wirken.

1. Matcha: Koffein mit Wirkung – aber ohne Crash

Matcha liefert sanfte, langanhaltende Energie – ohne das Auf und Ab von Kaffee. Das liegt am Zusammenspiel von Koffein und L-Theanin, was zu einem klaren, fokussierten Wachzustand führt – ganz ohne Nervosität. Gleichzeitig enthält Matcha viele Antioxidantien und kann die Entgiftung über die Leber unterstützen.

Ein weiterer Vorteil: Da Matcha aus schonend vermahlenen Teeblättern gewonnen wird, enthält er keine Röststoffe, die den Körper zusätzlich belasten könnten. Allerdings gilt auch hier: Koffein bleibt Koffein – für Menschen mit Stress, Schlafproblemen, Nebennierenschwäche oder hormoneller Dysbalance ist langfristig eine koffeinfreie Alternative meist besser verträglich für Nerven, Hormone und Energiehaushalt.

2. Mate-Tee: Sanfte Koffeinwirkung mit Ausgleich

Mate-Tee enthält Koffein, das jedoch langsamer freigesetzt wird als bei Kaffee. Dadurch wirkt er gleichmäßig anregend, fördert die Konzentration und unterstützt den Stoffwechsel, ohne das Nervensystem so stark zu belasten. Zusätzlich liefert Mate wertvolle Antioxidantien, Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium und Eisen sowie sekundäre Pflanzenstoffe.

Auch Mate-Tee wird nicht geröstet, sondern traditionell getrocknet – dadurch fallen keine Röststoffe an, die den Körper zusätzlich belasten könnten. Allerdings sollte auf die Herkunft geachtet werden, da konventionell angebauter Mate in manchen Fällen mit Pestiziden belastet sein kann. Bio-Qualität ist daher empfehlenswert.

3. Rohkakao: Sanft belebend und stimmungsaufhellend

Rohkakao enthält Theobromin – ein milderes „Verwandtes“ des Koffeins – sowie Magnesium, Eisen und Antioxidantien. Er wirkt stimmungsaufhellend, leicht anregend, aber deutlich sanfter als Kaffee. Ideal als „Soul-Getränk“ mit Hafermilch und Gewürzen.

Im Unterschied zu konventionellem, geröstetem Kakaopulver bleibt Rohkakao naturbelassen und wird schonend verarbeitet. Dadurch enthält er mehr wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien. Wichtig ist allerdings auch hier die Qualität: Konventionell angebauter Kakao kann Rückstände von Pestiziden oder Schimmelpilzen enthalten, weshalb Bio- und Fairtrade-Qualität vorzuziehen ist.

4. Goldene Milch oder Kurkuma-Latte

Die Kombination aus Kurkuma, Ingwer, Zimt und Pflanzenmilch wirkt entzündungshemmend, durchblutungsfördernd und nervenberuhigend – ohne Koffein. Goldene Milch eignet sich perfekt für den abendlichen Ausgleich oder als sanftes Morgenritual in der Umstellungsphase.

5. Lupinenkaffee: Der koffeinfreie Klassiker

Lupinenkaffee ist eine basenfreundlichere und mineralstoffreiche Alternative mit leicht malzigem Geschmack. Er enthält kein Koffein, aber Bitterstoffe, die Leber und Verdauung anregen – ohne die Reizwirkung von Kaffee. Außerdem ist er gut verträglich, glutenfrei und ideal für den Aufbau von Mineralstoffdepots.

Allerdings wird auch Lupinenkaffee – ähnlich wie Getreidekaffee – durch Röstung hergestellt. Dabei können Röststoffe entstehen, jedoch deutlich weniger problematische Substanzen als beim stark gerösteten Bohnenkaffee. Wichtig ist zudem die Herkunft: Konventionell angebaute Lupinen können Rückstände von Pflanzenschutzmitteln enthalten, weshalb Bio-Qualität die bessere Wahl ist.

6. Zichorienkaffee (Chicorée): Altbewährt und stoffwechselaktivierend

Zichorie hat eine lange Tradition als Kaffeeersatz. Sie wirkt leicht entwässernd, unterstützt die Leber und enthält Inulin – einen präbiotischen Ballaststoff, der die Darmflora pflegt. Besonders empfehlenswert am Morgen mit einem Schuss Pflanzenmilch.

Wie auch Lupinen- oder Getreidekaffee wird Chicorée-Kaffee durch Röstung hergestellt. Dabei entstehen zwar ebenfalls Röststoffe, jedoch meist in geringerer Konzentration als beim klassischen Bohnenkaffee. Um Schadstoffbelastungen durch Pestizide oder Acrylamid zu minimieren, lohnt es sich auch hier, auf schonend geröstete Bio-Qualität zurückzugreifen.

 7. Bitterstoffe aus Wildkräutern

Löwenzahn, Schafgarbe, Wermut oder Artischocke – als Tee oder Tinktur – sind kraftvolle Pflanzen, die Leber, Galle und Verdauung stärken. Wer auf den bitteren Impuls des Kaffees nicht verzichten möchte, findet hier basenfreundliche und mineralstoffaufbauende Alternativen – ohne Reizstoffe.

 

Ist Kaffee gesund oder ungesund

Fazit: Genuss oder Belastung?

Kaffee ist ein faszinierendes Getränk. Für viele Menschen bedeutet er Genuss, Ritual, ein Stück Lebensqualität. Doch aus ganzheitlicher Sicht ist Kaffee kein neutrales Lebensmittel. Er beeinflusst zentrale Körpersysteme wie Verdauung, Nerven, Mineralstoffhaushalt und Säure-Basen-Gleichgewicht – manchmal stärker, als uns bewusst ist.

Bemerkenswert ist, dass viele die Belastung durch Röststoffe oder Schadstoffe aus konventionellem Anbau gar nicht im Blick haben. Gerade diese Faktoren machen den Unterschied zwischen einem gelegentlichen Genussmittel und einer möglichen Dauerbelastung für den Körper.

Ob Kaffee also für dich ein wertvoller Begleiter oder eher eine versteckte Belastung ist, hängt von vielen Faktoren ab: deiner Konstitution, deinem Lebensstil, deinem Mikronährstoffstatus, deinem Stresslevel. Für manche ist eine Tasse Kaffee am Tag gut, für andere kann er zu viel sein.

Die gute Nachricht: Dein Körper weiß die Antwort. Müdigkeit nach dem Koffein-Hoch, Nervosität, schlechter Schlaf, Reizdarm oder PMS – all das sind stille Hinweise, die gehört werden wollen.

Wenn du das Gefühl hast, dass Kaffee dir mehr nimmt als gibt, musst du nicht auf Genuss verzichten – sondern kannst auf schonendere Alternativen ausweichen.

Möchtest du dieses Wissen vertiefen und andere Menschen auf ihrem Weg zu einer besseren Gesundheit unterstützen? Dann ergreife jetzt die Gelegenheit und nimm an unserem einzigartigen, ernährungswissenschaftlich fundierten und praxisorientierten Ausbildungsprogramm teil.

Über alle Details informieren wir dich auf unserer Webseite Deine Ernährung Akademie“.

Ernährungsberaterausbildung roh-vegan

Ulrike Eder
Ulrike ist Heilpraktikerin (psych.), Ernährungsberaterin, Hippocrates Lifestyle Medicine Coach und Phytotherapeutin. Zusammen mit ihrem Mann Jürgen leitet sie die Ernährungsberater-Fernausbildung der Deine Ernährung Akademie.

Kommentare

6 Kommentare

  1. Waltraud Wittich

    Ich trinke schon seit Jahren keinen Kaffee mehr. Für mich ist Kaffee ein Teufelsgetränk.
    Mit 16 Jahren habe ich damit angefangen und im Leben sehr viel Kaffee getrunken.
    Er macht extrem abhängig. Nicht sofort, aber nach einigen Jahren, habe ich extreme Kopfschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen bekommen, wenn ich mal keinen Kaffee trinken konnte. Das war schlimm, bei einer Krankheit oder nach Operationen. Da war ich krank durch Koffeinentzug.
    Irgendwann haben meine Hände gezittert, hatte Herzklopfen, war nur noch gereizt und mir war nur noch übel.
    Dann habe ich aufgehört. Das war die Hölle. Kopfschmerzen, unerträgliche Müdigkeit, schlimmste Bindegewebsschmerzen. Nach zwei Wochen ging’s besser. Dann kommen psychische Probleme dazu, weil die Gemütlichkeit fehlt, Kuchen schmeckt nicht ohne Kaffee, Pause erscheint sinnlos. Sogar Urlaub ohne Kaffeetrinken erscheint langweilig.
    Jetzt bin ich von Kaffeesucht befreit und ich bin froh darüber. Morgens gleich gute Laune und voll wach. Körper fühlt sich wohler. Ich kann es jedem nur empfehlen.

    Antworten
    • Ulrike Eder

      Liebe Waldtraud,

      ich danke dir sehr, für das Teilen deiner persönlichen Erfahrungen.

      Deine Schilderung zeigt sehr deutlich, wie stark Kaffee auf Körper und Psyche wirken kann – sicher eine wertvolle Inspiration für viele andere, die vielleicht gerade über ihren Kaffeekonsum nachdenken.

      Herzliche Grüße
      Ulrike

      Antworten
  2. Tamara

    Liebe Ulrike,
    Wieder mal sehr interessant & hilfreich… Danke für den so ausführlichen Bericht 😃!
    Mir fehlt in eurer Liste der Maté – Tee … das ist nämlich mein „Kaffee-Ersatz“ 😅.
    Diesem koffeinhaltigen Getränk werden auch viele gute „Side-Effects“ nachgesagt… wie siehst du das, als Profi und meine Lehrmeisterin 🤩?!
    Herzliche Regengrüße aus Salzburg

    Antworten
    • Ulrike Eder

      Liebe Tamara,
      danke dir sehr! Ja, du hast völlig recht – den Mate-Tee habe ich tatsächlich vergessen. Er passt sehr gut zu den sinnvollen Alternativen. Ich habe ihn ergänzt 👍

      Herzliche Grüße und eine Portion Sonne nach Salzburg 🔆
      Ulrike

      Antworten
  3. Katrin

    Liebe Ulrike,
    wie verhält es sich denn mit Grünem Kaffee, dem eine heilende Wirkung zugeschrieben wird.

    Herzliche Grüße Katrin

    Antworten
    • Ulrike Eder

      Liebe Katrin,

      danke für deine Anregung. Grüner Kaffee ist ungeröstet, wodurch die im Kaffee enthaltene Chlorogensäure erhalten bleibt – ein sekundärer Pflanzenstoff mit antioxidativen, entzündungshemmenden und stoffwechselregulierenden Eigenschaften. Da der Röstprozess entfällt, fallen auch die Stoffe weg, die beim Rösten entstehen und als eher belastend gelten können. Allerdings enthält auch grüner Kaffee ähnlich viel Koffein wie herkömmlicher Kaffee.

      Also auf jeden Fall interessant für alle die nach Alternativen suchen.

      Liebe Grüße
      Ulrike

      Antworten

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