Sekundäre Pflanzenstoffe, auch Phytonährstoffe genannt, gewinnen mehr und mehr an Bedeutung! Während sich die Wissenschaft bisher hauptsächlich mit den primären Nährstoffen beschäftigt hat, bestärken die Ergebnisse der neuesten Studien die bisherigen Einschätzungen, dass pflanzliche Lebensmittel das Risiko für die Entstehung verschiedener Krankheiten senken können (1).
Wie spannend – sekundäre Pflanzenstoffe wirken präventiv! Diese Ergebnisse wollen wir laut verkünden! Lasst uns die sekundären Pflanzenstoffe im nachfolgenden Artikel genauer kennenlernen und betrachten, wie sie auf unsere Gesundheit wirken:
Primäre Pflanzenstoffe
Die primären Pflanzenstoffe dienen Pflanzen sowie dem menschlichen Körper als Nährstoff und werden in zwei Gruppen eingeteilt:
MAKRONÄHRSTOFFE – Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße – benötigt der Körper in relativ großen Mengen, entweder als Energielieferant oder als Baustoff für Gewebe und Hilfsstoffe wie Enzyme, Hormone, Antikörper etc.
MIKRONÄHRSTOFFE – Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine – liefern selbst keine Energie, leisten jedoch einen essentiellen Beitrag im Stoffwechsel zum Beispiel zum Aufbau von Makromolekülen oder dienen als Kofaktoren für Enzymreaktionen.
Sekundäre Pflanzenstoffe
„Sekundär“ deutet darauf hin, dass diese Pflanzenstoffe nicht in erster Linie für das Wachstum und die Entwicklung der Pflanze benötigt werden, sondern der Pflanze dienen, zum Beispiel als Fraßschutz oder Lockstoff.
Man schätzt, dass es sich dabei um mehr als 100.000 verschiedene Stoffe handelt. Bekannt und untersucht sind derzeit ungefähr 10.000 und die Wissenschaft beginnt allmählich zu ahnen, dass sie ein weitaus größeres Wirkspektrum besitzen, als bisher angenommen.
Allerdings ist dessen Erforschung gar nicht so einfach. Alle Pflanzen und Früchte tragen ganz spezifische Kombinationen von mehreren hundert Stoffen in sich, welche untereinander in Wechselbeziehung stehen und es zeigt sich, dass isolierte Stoffe nicht dieselbe Wirkung zeigen.
So scheint der Wert darin zu liegen, die sekundären Pflanzenstoffe nicht zu isolieren, sondern durch den Verzehr der Pflanze als Ganzes aufzunehmen, da sie im natürlichen Zusammenspiel ihre gesundheitsfördernden Effekte optimal entfalten.
Funktionen für die Pflanze
In erster Linie haben die sekundären Pflanzenstoffe eine grundlegende Bedeutung für die Pflanze selbst. Die Stoffe haben sich vermutlich durch eine intensive Interaktion zwischen den Pflanzen und ihrer Umwelt entwickelt.Sekundäre Pflanzenstoffe dienen der Pflanze als
- Abwehrstoffe gegen Fressfeinde zum Beispiel in Form von Bitterstoffen
- Schutzstoffe vor zu starker Sonneneinstrahlung, Verdunstung oder Infektionen durch Pilze
- Lockstoffe, Geschmacks-, Duft- und Farbstoffe, um pollenverbreitende Insekten und samenverbreitende Früchteesser anzulocken.
Wirkung für den Menschen
Auch für uns Menschen sind die sekundären Pflanzenstoffe von großer Wichtigkeit. Nach bisherigen Erkenntnissen haben sie einen gesundheitsfördernden Einfluss auf eine Vielzahl von Stoffwechselprozessen. Im Bereich der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) zeigen die sekundären Pflanzenstoffe seit langem viele positive Ergebnisse für uns Menschen. Die spezifischen vorbeugenden und therapeutischen Wirkungen werden von der Wissenschaft eifrig erforscht.
Gruppen von sekundären Pflanzenstoffen
Die sekundären Pflanzenstoffe werden nach ihrer chemischen Struktur und ihrer funktionellen Eigenschaften in verschiedene Gruppen eingeteilt:
Alkaloide, ätherische Öle, Bitterstoffe, Carotinoide, Flavonoide, Phytoöstrogene, Phytosterine, Saponine, Schleimstoffe, Senfölglykoside, Sulfide, Tannine und weitere.
Chlorophyll, Lektine und Phytinsäure lassen sich keiner der Gruppen zuordnen, gehören aber auch zu den sekundären Pflanzenstoffen.
Nachfolgend werden wir einige Gruppen näher betrachten:
Alkaloide
Alkaloide sind jene sekundären Pflanzenstoffe, die der Pflanze selbst vor allem als natürlicher Fraßschutz dienen, für uns Menschen in hohen Dosen giftig sind und in kleinen Mengen heilende Wirkung haben können. Um in den Genuss der der gesundheitlichen Vorteile zu kommen, ist es wichtig, regelmäßig unter den verschiedenen Wildkräutern abzuwechseln.
Die bekanntesten Alkaloide sind Oxalsäure, Nikotin, Koffein, Solanin und Theobromin.
Ätherische Öle
Ätherische Öle sind natürliche aromatische Verbindungen in Samen, Rinden, Stängeln, Wurzeln, Blüten oder Blättern und dienen der Pflanze zur Kommunikation mit ihrer Umwelt. Sie setzen sich aus bis zu 100 verschiedenen Einzelsubstanzen zusammen. Hauptbestandteil sind die Terpene. Sie gehören zu den „nicht fettenden Ölen“, weil sie sich quasi rückstandslos in Luft auflösen können.
Für uns Menschen haben sie einen hohen gesundheitlichen Wert. Sie sind stark bioverfügbar und wirken entspannend, verdauungsfördernd, schleimlösend, entzündungshemmend, antioxidativ oder antibakteriell. Besonders reich an ätherischen Ölen sind die beispielsweise die uns bekannten Küchenkräuter wie Oregano, Thymian oder Minze.
Bitterstoffe
Als Bitterstoffe werden alle chemischen Verbindungen bezeichnet, die einen bitteren Geschmack aufweisen. Wir finden sie insbesondere in Endiviensalat, Chicorée, Radicchio oder dem ein oder anderen Wildkraut. Sie steigern die Magen- und Gallensaftsekretion und wirken verdauungsfördernd und appetitanregend.
Carotinoide
Carotinoide sind in Pflanzen weit verbreitete gelbe fettlösliche Farbpigmente. Sie sind vor allem in gelben und roten Obst- und Gemüsesorten, Blüten, aber auch in Blattgrün enthalten. Derzeit sind etwa 700 Arten bekannt. Wichtige Untergruppen sind das Beta-Carotin, Astaxantin, Lutein und Zeaxanthin.
Flavonoide
Die Flavonoide sind eine Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe, zu denen ein Großteil der Pflanzenfarbstoffe gehören: Anthocyane zum Beispiel liefern eine Vielfalt von Farben, die von orange über rot bis blau reichen. Das Paradebeispiel hierfür sind wilde Blaubeeren. Ihnen werden besonders antioxidative, darüber hinaus antikanzerogene und antibiotische Eigenschaften zugeschrieben.
Senfölglykoside
Pflanzen der Familie der Kreuzblütler wie Senf, Kresse, Meerrettich sowie Kohlgemüsearten enthalten Senfölglykoside, auch Glucosinolate genannt, eine schwefelhaltige Substanz, welche sich in Verbindung mit Sauerstoff, beispielsweise beim Kauen, zu Senföl wie Sulphoraphan umwandelt. Sie sind verantwortlich für deren typischen scharfen Geschmack und wirken wärmend, stoffwechselaktivierend, desinfizierend, stark antioxidativ und antikanzerogen.
Tannine
Tannine sind pflanzliche Gerbstoffe, vorkommend u.a. in Brombeerblättern und Gundermann. Ihre besondere Eigenschaft liegt darin, Eiweißstoffe der Haut und der Schleimhaut zu binden und in unlösliche Verbindungen zu verwandeln. Dadurch wirken sie zusammenziehend (adstringierend), entzündungshemmend, wundheilend, schleimhautschützend und regulierend bei Durchfall.
Welche Lebensmittel sind reich an sekundären Pflanzenstoffen?
Wie der Name schon vermuten lässt, kommen sekundäre Pflanzenstoffe ausschließlich in Pflanzen vor. Hauptquellen sind Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Samen und Nüsse, allen voran die Wildkräuter.
Um eine gute Versorgung mit sekundären Pflanzenstoffen sicherzustellen, empfiehlt sogar die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) den Verzehr von fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag.
Wird dir angesichts dieser Empfehlung auch gerade bewusst, dass wir uns mit einem Verzehr von fünf Portionen Gemüse und Obst mitten in der roh veganen Ernährung befinden?
Leider weicht die Realität der heutigen Ernährungsgewohnheiten entsprechend dem Überangebot von Fertigprodukten und günstigen Fleischwaren in unseren Supermärkten weit von den offiziellen Empfehlungen der DGE ab. Hier wird ein deutlicher Aufklärungsbedarf sichtbar!
Unsere Empfehlung für eine pflanzenstoffreiche Ernährung lautet:
- Achte auf eine Ernährung reich an Geschmacks, Duft- und Farbstoffen und priorisiere farbintensive und bittere Pflanzen und Früchte mit Kernen.
- Wähle ökologisch angebaute Lebensmittel – Studien belegen, dass Bio-Lebensmittel mehr sekundäre Pflanzenstoffe enthalten als konventionell angebaute (10).
- Verzehre die Gaben der Natur als Ganzes, um von den Vorteilen der Wechselwirkung aller Inhaltsstoffe zu profitieren. Die Einnahme konzentrierter Präparate (Supplemente) ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht sinnvoll.
Warum gerade Wildkräuter besonders reich an sekundären Pflanzenstoffen sind, kannst du in dem Artikel „Warum sind Wildkräuter so gesund?“ nachlesen.
Ulrike Eder (Autorin)
Ulrike ist Heilpraktikerin (psych.), Ernährungsberaterin, Hippocrates Lifestyle Medicine Coach und Phytotherapeutin. Zusammen mit ihrem Mann Jürgen leitet sie die Ernährungsberater-Fernausbildung der Deine Ernährung Akademie.
♡
Wenn du ein tieferes Verständnis über die gesundheitliche Wirkung einer natürlichen Ernährungsweise erlangen und deine Gesundheit auf ein höheres Level heben möchtest – dann informiere dich bei uns!
…ganz toll geschrieben, Dankeschön für die Erklärung liebe Ulrike 🙂
Liebe Silvia,
ich danke dir für dein Feedback ♡ LG Ulrike
Moin!
Es ist immer wieder erhellend und anregend Eure Texte zu lesen, danach mit einem „aha“- Gefühl verstanden zu haben, wie einfach & gut alles sein kann, wenn Bewußtsein an erster Stelle steht und nicht auf die verblödende Werbung der Konsumindustrie herein zu fallen. Ich befürchte, ganz vielen Menschen ist diese Verständnis von Natur & Gesundheit abhanden gekommen, doch durch Eure erklärenden Texte wird dies wieder präsent.
Ein großes DANKE!
Liebe Martina,
wow was für ein Dankeschön. Wir freuen uns sehr und bleiben motiviert am Thema.
Vielen Dank und alles Liebe!
Ulrike
♡