In diesem Artikel sprechen wir über Ballaststoffe und ihre weitreichende Bedeutung für unsere Darmgesundheit. In den letzten Jahrzehnten hat sich unsere Ernährung grundlegend verändert – mit spürbaren Folgen für das empfindliche Gleichgewicht unseres Darmmikrobioms. Besonders der zunehmende Konsum stark verarbeiteter, meist säurebildender Lebensmittel, sowie der Rückgang ballaststoffreicher, pflanzlicher Nahrung spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Was sind Ballaststoffe?
Ballaststoffe sind unverdauliche Kohlenhydrate, in der Regel in Form von Polysacchariden (Mehrfachzuckern), die ausschließlich in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Obwohl sie im Dünndarm nicht verdaut werden und nahezu unverändert in den Dickdarm gelangen, erfüllen sie dort eine Vielzahl wichtiger Aufgaben – insbesondere für unsere Darmgesundheit und das Immunsystem.
Wir unterscheiden zwischen unlöslichen und löslichen Ballaststoffen:
Unlösliche Ballaststoffe
Unlösliche Ballaststoffe wie Zellulose befinden sich insbesondere in den Randschichten von Obst, Gemüse und Getreide. Die Faserstoffe binden Wasser und werden von den Bakterien kaum abgebaut. Dadurch tragen sie zur Vergrößerung des Stuhlvolumens bei und erleichtern somit die Darmbewegungen, was Verstopfung vorbeugt.
Wasserlösliche Ballaststoffe
Wasserlösliche Ballaststoffe wie Pektin (aus Äpfeln, Zitrusfrüchten) oder Inulin (aus Chicorée, Topinambur) haben noch weitreichendere Wirkungen. Auch sie binden Wasser im Dickdarm, fördern die Darmbewegung und wirken zusätzlich präbiotisch: Sie dienen den „guten“ Darmbakterien als Nahrung, fördern deren Vermehrung und helfen dabei, pathogene Keime zu verdrängen.
Ein besonderes Merkmal löslicher Ballaststoffe ist ihre Fermentierbarkeit: Bei der Verstoffwechslung durch die Darmflora entstehen kurzkettige Fettsäuren – vor allem Buttersäure (Butyrat) und Propionsäure, die heute als wahre Multitalente der Darmgesundheit gelten.
Kurzkettige Fettsäuren und ihre weitreichende Wirkung
Aktuelle Forschung zeigt, dass diese kurzkettigen Fettsäuren
- die Darmschleimhaut nähren und ihre Barrierefunktion stärken (1)
- stärkend auf regulatorische T-Zellen des Immunsystems wirken
- die Mitochondrienfunktion verbessern (2).
- Entzündungen im Körper reduzieren (3)
- den Zucker- und Fettstoffwechsel stabilisieren
- positive Effekte auf Leber, Gehirn und neurologische Prozesse haben
Resistente Stärke
Auch die resistente Stärke zählt zu den löslichen Ballaststoffen mit all ihren gesundheitlichen Vorteilen (3). Sie kommt natürlicherweise in bestimmten Lebensmitteln vor, wie zum Beispiel in rohen Kartoffeln, grünen Bananen, Haferflocken und anderen Getreidesorten. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass auch die Stärke aus gekochten Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Reis oder Nudeln durch das gründliche Abkühlen von circa 12 Stunden zu resistenter Stärke wird.
Resistente Stärke ist für die Verdauungsenzyme nicht aufspaltbar und wird erst durch die Bakterien im Dickdarm verstoffwechselt, das heißt sie wirkt also auch präbiotisch. Darüber hinaus steigt beim Verzehr von resistenter Stärke der Blutzuckerspiegel weniger an, weil die resistente Stärke nicht wie gewöhnliche Stärke in Glukose aufgespalten wird.
Gut zu wissen: Resistente Stärke bleibt beim Wiedererwärmen erhalten.
Vorteile einer ballaststoffreichen Ernährung
Eine ballaststoffreiche Ernährung hat weitreichende positive Wirkungen (5):
Gründliches Kauen
Das Verzehren von ballaststoffreichen Nahrungsmittel regt den Kauvorgang an und sorgt für bessere Zerkleinerung und Einspeichelung der Nahrung, das Schlingen fällt schwerer.
Besseres Gewichtsmanangement
Ballaststoffe haben eine magenfüllende Wirkung, fördern das Sättigungsgefühl und liefern weniger Kalorien als die gleiche Menge an ballaststoffarmen Nahrungsmitteln. Dadurch können sie beim Gewichtsmanagement eine unterstützende Rolle spielen.
Beugt Verstopfung vor
Eine ballaststoffreiche Ernährung vergrößert das Stuhlvolumen und beugt Verstopfung vor.
Bildung von kurzkettigen Fettsäuren
Eine ballaststoffreiche Ernährung reich an löslichen Ballaststoffen wirkt präbiotisch und führt zur Bildung von kurzkettigen Fettsäuren. Die umfassenden postitiven Wirkungen haben wir oben bereits beschrieben.
Beugt Diabetes vor
Durch Ballaststoffe wird die Zuckerverstoffwechslung verlangsamt, das heißt der Blutzuckerspiegel steigt langsamer an, was wertvoll zur Vorbeugung von Diabetes ist.
Senkung des Cholesterinspiegels
Eine ballaststoffreiche Ernährung kann dazu beitragen, den Cholesterinspiegel zu senken, insbesondere den LDL-Cholesterinspiegel (schlechtes Cholesterin). Dies reduziert das Risiko von Herzerkrankungen und verbessert die Herzgesundheit.
Verbesserung der Darmgesundheit allgemein
Ballaststoffe haben eine reinigende Wirkung auf die Darmwände, verhindern Ablagerungen, binden Toxine und hemmen die Ansiedlung von Pilzen im Darm.
Ballaststoffreiche Lebensmittel
Hier sind einige Beispiele für ballaststoffreiche Lebensmittel, die dir helfen können, deinen täglichen Ballaststoffbedarf zu erhöhen. Um eine gute Verdauung zu fördern, ist es wichtig, ausreichend Wasser zu trinken.
Flohsamenschalen
Flohsamenschalen nehmen mit 80 Gramm pro 100 Gramm den absoluten Spitzenplatz unter den ballaststoffreichen Lebensmitteln ein. Eine besondere Eigenschaft der Flohsamenschalen ist ihre Fähigkeit, sehr viel Wasser aufzunehmen und zu quellen. Es ist jedoch wichtig, während des Verzehrs ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Gemüse
Bestimmte Gemüsesorten wie Brokkoli (3 g), Rosenkohl (4,5 g), Karotten (3 g), Tominambur (12,5 g) und Spinat (2,5 g) enthalten hohe Mengen an Ballaststoffen.
Obst
Früchte wie Äpfel (2 g), Birnen (2,8 g), Himbeeren (4,5 g) und Orangen (2 g) sind ballaststoffreiche Optionen.
Nüsse und Samen
Mandeln (11 g), Walnüsse (6 g), Pistazien (11 g) und Sonnenblumenkerne (6 g) sind gute Quellen für Ballaststoffe und bieten auch gesunde Fette.
Hülsenfrüchte
Bohnen, Linsen, Kichererbsen und Erbsen sind alle reich an Ballaststoffen (gekocht 5 – 10 g) und bieten zudem eine gute Proteinquelle.
Quinoa
Quinoa (roh 7 g / gekocht 4 g) ist ein proteinreiches, glutenfreies Getreide, das auch Ballaststoffe enthält.
Haferflocken
Haferflocken (10 g) enthalten sowohl lösliche als auch unlösliche Ballaststoffe.
Leinsamen
Leinsamen (23 g) sind reich an Ballaststoffen, insbesondere löslichen Ballaststoffen, und enthalten auch gesunde Omega-3-Fettsäuren.
Ballaststoffreiches Frühstück
Hafer enthält den löslichen Ballaststoff Beta-Glucan. Beta-Glucane wirken blutzuckerregulierend, cholesterinsenkend und aktivierend auf das Immunsystem. Diese verbessern das Sättigungsgefühl und sind förderlich für die Darmgesundheit.
Hier geht’s zum Rezept „Overnight-Oats„
Fazit:
Die Bedeutung von Ballaststoffen für unsere Gesundheit kann nicht genug betont werden. Eine ballaststoffreiche Ernährung fördert eine gesunde Darmflora, verbessert die Verdauung, reguliert den Blutzuckerspiegel, unterstützt das Gewichtsmanagement und senkt den Cholesterinspeigel. Von besonderer Bedeutung ist die umfassende Wirkung der löslichen Ballaststoffe und ihre Umwandlung in kurzkettige Fettsäuren.
Wenn du ein tieferes Verständnis über die gesundheitliche Wirkung einer natürlichen Ernährungsweise erlangen möchtest – dann informiere dich bei uns!





Hallo Ulrike
wenn ich jetzt Flohsamenschalen mit ins Müsli packe, wie bekomme ich das dann mit der Flüssigkeitszufuhr hin, wenn ich ca. 30 Minuten vor und ca. 1,5 Stunden nach dem Essen nichts trinken soll? Oder beim Rohkostbrot?
Und wie ist das mit Leinsamen und Chiasamen, benötigen diese auch ausreichend Flüssigkeit zum Quellen?
Freue mich über eine kurze Rückmeldung. Vielen Dank 🙂
Liebe Regina,
das ist tatsächlich eine berechtigte Frage. Am besten ist das Problem gelöst, wenn man Flohsamenschalen in reichlich Flüssigkeit zu sich nimmt.
Bei einem Gericht, das viel Flüssigkeit erfordert, wie ein Müsli mit Flohsamenschalen, würde ich dir empfehlen dem Trinken mehr Wichtigkeit einzuräumen, weil hier eine Verdünnung des Nahrungsbreis sinnvoll ist, anders wie es bei einem Salat der Fall ist.
Herzliche Grüße
Ulrike