Haltbarmachung von Lebensmitteln – was steckt dahinter?

Haltbarmachung von Lebensmitteln – ein Thema, das uns alle betrifft, auch wenn wir es im Alltag kaum bewusst wahrnehmen. Wir wollen uns gesund ernähren, den Körper mit wertvollen Nährstoffen versorgen und möglichst naturbelassen genießen. Doch wie „lebendig“ sind die Lebensmittel wirklich noch, die wir täglich einkaufen – selbst wenn sie frisch aussehen oder aus biologischem Anbau stammen?

Damit Obst, Gemüse, Nüsse und andere Produkte den Weg vom Feld über die Verpackung bis ins Supermarktregal unbeschadet überstehen, werden sie häufig haltbar gemacht – durch Erhitzen, Kühlen, Gasbehandlungen oder andere technische Verfahren. Diese Maßnahmen dienen dem Schutz vor Keimen und dem Erhalt der Optik, doch sie haben auch Einfluss auf Nährstoffgehalt, Enzymaktivität und energetische Qualität der Nahrung.

In diesem Artikel beleuchten wir:

  • Welche Haltbarkeitsverfahren sind heute üblich?
  • Wie wirken sich die einzelnen Verfahren zur Haltbarkeitsmachung auf unsere Lebensmittel aus?
  • Wo liegen die Unterschiede zwischen konventionell, Bio und Rohkost-Qualität?

Warum werden Lebensmittel haltbar gemacht?

Lebensmittel sind von Natur aus nur begrenzt haltbar – insbesondere frische Produkte wie Obst, Gemüse, Sprossen oder Nüsse. Sobald sie geerntet werden, beginnt ein natürlicher Abbauprozess: Enzyme bauen Nährstoffe ab, Mikroorganismen vermehren sich, und äußere Einflüsse wie Wärme, Licht und Feuchtigkeit beschleunigen den Verderb.

Um diese Prozesse zu verlangsamen, setzt die Lebensmittelindustrie auf verschiedene Verfahren zur Haltbarmachung von Lebensmitteln.

Sie sollen sicherstellen, dass Produkte

  • transportfähig bleiben (oft über weite Strecken),

  • länger gelagert werden können (z. B. im Lager oder Supermarktregal),

  • beim Verkauf noch optisch frisch und appetitlich wirken.

Dabei steht allerdings nicht immer der Erhalt der Nährstoffe oder der ursprünglichen Lebensmittelqualität im Vordergrund – oft überwiegen Aspekte wie Sicherheit, Optik und Wirtschaftlichkeit.

Aus ganzheitlicher Sicht stellt sich daher die Frage:

Wie viel Lebendigkeit bleibt bei einem Lebensmittel erhalten, wenn es konserviert und technisch behandelt wird?

 

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Gängige Verfahren zur Haltbarmachung von Lebensmitteln im Überblick

Damit Lebensmittel im Handel lange frisch erscheinen und mikrobiologisch unbedenklich bleiben, kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz – je nach Produktgruppe mehr oder weniger intensiv. Dazu zählen unter anderem Erhitzung, Bestrahlung oder Verpackung unter Schutzatmosphäre.

Viele dieser Maßnahmen greifen in die natürliche Struktur der Lebensmittel ein: Sie töten Keime ab und verlängern die Haltbarkeit, können aber auch Enzyme, Vitamine, Geschmack und energetische Qualität beeinträchtigen.

In den nächsten Abschnitten stellen wir verschiedene Methoden zur Haltbarmachung von Lebensmitteln vor – von besonders schonenden Verfahren, bei denen Nährstoffe und Enzyme weitgehend erhalten bleiben, bis hin zu stark eingreifenden Techniken, die vor allem auf lange Haltbarkeit und Produktsicherheit ausgelegt sind.

Schonende Verfahren

Trocknung unter 42 °C

Bei der schonenden Luft- oder Dörrtrocknung unter 42 °C wird das Wasser langsam entzogen, ohne dass die Rohkostgrenze überschritten wird. Dadurch bleiben hitzeempfindliche Vitamine, Enzyme und sekundäre Pflanzenstoffe weitestgehend erhalten. Dieses Verfahren eignet sich besonders für die Rohkostküche.

Typische Lebensmittel:

  • Rohkost-Cracker
  • gekeimte Samen
  • gedörrte Früchte

👉 Rohkostgeeignet, wenn die Temperatur tatsächlich unter 42 °C bleibt – am besten selbst dörren oder auf „Rohkostqualität“ achten.


Tiefkühlen / Schockfrosten

Beim Tiefkühlen oder Schockfrosten werden Lebensmittel schnell auf unter –18 °C heruntergekühlt. Dadurch wird das Wachstum von Mikroorganismen gestoppt und die Haltbarkeit deutlich verlängert. Viele hitzeempfindliche Vitamine bleiben dabei gut erhalten, allerdings geht die Enzymaktivität in der Regel verloren – unter anderem durch die Bildung von Eiskristallen und mögliche Vorbehandlungen wie Blanchieren. Auch die Zellstruktur kann sich, insbesondere bei wasserreichen Lebensmitteln, verändern.

Ein interessanter Vergleich: Während Samen in der Natur durch ihren geringen Wassergehalt und natürliche Schutzmechanismen auch starke Fröste überstehen und im Frühjahr wieder keimen können, ist das bei Obst und Gemüse nicht ganz der Fall. Hier bleibt die enzymatische Aktivität durch den hohen Wassergehalt nur eingeschränkt erhalten.

Typische Lebensmittel:

  • Beeren, Gemüse, Kräuter
  • Fertiggerichte

👉 In der Rohkost akzeptabel, sofern das Lebensmittel unbehandelt und möglichst frisch eingefroren wurde.


Gefriertrocknung

Bei der Gefriertrocknung wird das Lebensmittel zunächst tiefgefroren und anschließend unter Vakuum das Wasser direkt vom festen in den gasförmigen Zustand überführt (Sublimation). Dadurch bleiben Struktur, Farbe, Geschmack und viele hitzeempfindliche Nährstoffe gut erhalten. Die Enzymaktivität geht jedoch meist schon durch das Einfrieren und die Lagerung vor der Trocknung verloren.

Typische Lebensmittel:

  • Gefriergetrocknete Beeren
  • Grassaft-Pulver

👉 Nicht rohkostgeeignet, da die Enzyme durch den Gefriervorgang und die Lagerung meist inaktiviert werden. Dennoch ist die Gefriertrocknung nährstoffschonender als klassische Hitzeverfahren.

Mittlere Eingriffe

 

Hochdruckbehandlung (HPP– High Pressure Processing)

Lebensmittel werden ohne Erhitzen einem extrem hohen Druck (bis zu 6.000 bar) ausgesetzt. Dabei werden Mikroorganismen und Enzyme inaktiviert, ohne die Struktur oder hitzeempfindliche Vitamine wesentlich zu zerstören. Geschmack und Farbe bleiben weitgehend erhalten.

Typische Lebensmittel:

  • Frischsäfte (z. B. kaltgepresste Säfte)
  • Smoothies, Guacamole, Wurstwaren
  • Frische Fertigsalate

👉 Auch im Bio-Bereich vereinzelt erlaubt, schonender als Erhitzen, aber keine Rohkostqualität mehr, da Enzyme deaktiviert werden.


Lichtbestrahlung (UV-C oder LED-Technologie)

Kurzwellige UV-Strahlung wird eingesetzt, um Keime auf der Oberfläche von Lebensmitteln zu reduzieren. Das Verfahren ist rückstandsfrei, verändert aber die Mikroflora.

Typische Lebensmittel:

  • Frischgemüse, Salate, Kräuter
  • Sprossen
  • Pilze

👉 Rückstandsfrei und technisch gesehen schonend, aber Beeinträchtigung lebendiger Mikroorganismen – keine echte Rohkost mehr.


Verpackung unter Schutzatmosphäre

Hier wird die Luft in der Verpackung durch Gase wie Stickstoff oder CO₂ ersetzt, um das Wachstum von Mikroorganismen zu verlangsamen. Die Lebensmittel selbst bleiben weitgehend unbehandelt.

Typische Lebensmittel:

  • Fertigsalate und Sprossen
  • Aufgeschnittene Wurst und Käse
  • Frische Pasta, Gnocchi
  • Kaffee, Nüsse, Backwaren

👉 Die Lebensmittel bleiben äußerlich unverändert, doch durch den Entzug von Sauerstoff werden natürliche Reifungs- und Enzymprozesse gehemmt – besonders bei empfindlichen Produkten wie Sprossen kann das die Lebendigkeit und enzymatische Aktivität deutlich beeinträchtigen.


Wachsbeschichtung von Früchten

Obst wird mit einem dünnen Film überzogen, der Wasserverlust verhindert und vor Mikroorganismen schützt. In der konventionellen Landwirtschaft oft mit synthetischen Stoffen – im Bio-Bereich nur mit natürlichen Wachsen.

Typische Lebensmittel:

  • Äpfel, Zitrusfrüchte
  • Mangos, Avocados (besonders aus Übersee)

👉 Auch bei Bio erlaubt – aber nur natürliche Wachse (z. B. Carnaubawachs, Schellack), und muss deklariert sein.

 

Stark eingreifende Verfahren

 

Erhitzung (Pasteurisation, Sterilisation)

Durch starkes Erhitzen (über 70 °C bzw. 100 °C) werden Mikroorganismen und Enzyme abgetötet. Das macht die Produkte sicher – aber auch weniger nährstoffreich.

Typische Lebensmittel:

  • Konservendosen (z. B. Erbsen, Bohnen, Suppen)
  • Fertiggerichte im Glas
  • Lang haltbare Milch („H-Milch“, wenn zusätzlich ultrahocherhitzt)

👉 Im Bio-Bereich erlaubt – Rohkostqualität geht dabei verloren.


Bestrahlung (ionisierende Strahlen)

Lebensmittel werden mit Gamma-, Röntgen- oder UV-Strahlen behandelt. Dabei handelt es sich um sogenannte ionisierende Strahlung, die eingesetzt wird, um Keime und Schädlinge zuverlässig abzutöten. Das Lebensmittel selbst wird durch diese Behandlung nicht radioaktiv, jedoch können sich Struktur und Nährstoffgehalt verändern.

Typische Lebensmittel:

  • Trockenfrüchte, Gewürze (v. a. aus Nicht-EU-Ländern)
  • Knoblauch, Zwiebeln (zur Keimhemmung)
  • Getreide, Nüsse (zur Schädlingsbekämpfung)
  • Importiertes Fleisch, Meeresfrüchte

👉 In der EU kennzeichnungspflichtig, z. B. „bestrahlt“ oder „mit ionisierenden Strahlen behandelt“.


Chemische Konservierungsmittel (E-Nummern 200–299)

Chemische Konservierungsstoffe werden Lebensmitteln zugesetzt, um das Wachstum von Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen zu hemmen – und so die Haltbarkeit zu verlängern. Sie greifen gezielt in mikrobiologische Prozesse ein, können aber auch die natürliche Mikroflora und Enzymaktivität des Lebensmittels beeinflussen. Je nach Art und Menge stehen sie zudem in der Kritik, die Darmflora und das Immunsystem negativ zu beeinflussen – insbesondere bei empfindlichen Personen oder Kindern.

Typische Lebensmittel:

  • Wurstwaren, Fertigsalate
  • Limonaden, Fruchtsäfte, Sauerkonserven
  • Backwaren (z. B. mit Sorbinsäure gegen Schimmel)

👉 Im Bio-Bereich grundsätzlich nicht erlaubt, mit wenigen Ausnahmen bei, z. B. Zitronensäure (E 330), die auch natürlich vorkommen kann.

 

Gemüsebeutel

 

Fazit – zwischen Nährstoffschutz und -verlust

Die Haltbarmachung von Lebensmitteln ist ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite ermöglicht sie Lagerung, Transport und Produktsicherheit – auf der anderen Seite verändert sie die Nahrung oft tiefgreifend. Während einige Verfahren – wie Fermentation oder schonende Trocknung – sogar zur Vitalstoffanreicherung beitragen können, führen andere Methoden zum Verlust von Enzymen, Vitaminen und Lebendigkeit.

Wer ganzheitlich denkt, legt seinen Fokus ganz klar auf Nährstoffreichtum und Lebendigkeit und kommt zu dem Schluss: Je unverarbeiteter, frischer und naturbelassener ein Lebensmittel ist, desto mehr kann es zur Regeneration, zur Zellenergie und zur echten Ernährung im ursprünglichen Sinn beitragen. Rohkostqualität, wilde Zutaten, regionale Ernte und einfache Methoden wie Dörren oder Fermentieren gewinnen deshalb zu Recht an Bedeutung – als Weg zurück zu einer lebendigen, nährstoffreichen Ernährung.

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Ulrike Eder
Ulrike ist Heilpraktikerin (psych.), Ernährungsberaterin, Hippocrates Lifestyle Medicine Coach und Phytotherapeutin. Zusammen mit ihrem Mann Jürgen leitet sie die Ernährungsberater-Fernausbildung der Deine Ernährung Akademie.

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