Nutri-Score – das solltest du wissen!

Die Auswahl gesunder Lebensmittel wird für viele Verbraucher immer wichtiger. Doch das riesige Angebot und die Vielzahl an Werbeversprechen machen es nicht einfach, wirklich gesunde Lebensmittel zu erkennen. Genau hier soll der Nutri-Score Orientierung bieten: Er soll dabei helfen, verarbeitete Lebensmittel auf einen Blick zu vergleichen.

Doch wie verlässlich ist dieses Bewertungssystem wirklich? Wir werfen einen kritischen Blick auf die Stärken und Schwächen des Nutri-Score und zeigen auf, warum er zwar hilfreich sein kann, aber keineswegs die alleinige Grundlage für bewusste Kaufentscheidungen sein sollte.

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Was ist der Nutri-Score?

Der Nutri-Score wurde von Wissenschaftlern der Pariser Université 13 entwickelt und vom Max Rubner-Institut in Deutschland als wissenschaftlich fundiert anerkannt (1). Dieses freiwillige Kennzeichnungssystem bewertet Lebensmittel auf einer Skala von A (grün, günstig) bis E (rot, ungünstig).

Es dient dazu, Produkte innerhalb derselben Kategorie zu vergleichen. Ein grünes „A“ steht für eine bessere Nährwertqualität als ein gelbes „C“. Der Nutri-Score ist jedoch kein Maßstab für den Gesundheitswert eines einzelnen Lebensmittels und eignet sich ausschließlich für Vergleiche innerhalb derselben Produktkategorie (2).

👉 Wer dem Nutri-Score Beachtung schenkt, sollte wissen, dass es möglich ist, beispielsweise verschiedene Müsliriegel miteinander zu vergleichen – ein Vergleich zwischen einer Fertigpizza und einem Schokoriegel hingegen macht keinen Sinn.

Nutri-Score: Anmeldung für Hersteller

Hersteller, die den Nutri-Score verwenden möchten, melden dies bei der französischen Gesundheitsbehörde „Santé publique France“ an. Die Verwendung des Nutri-Scores ist keine Pflicht, sondern eine freiwillige Entscheidung der Unternehmen. Santé publique France hat den Nutri-Score als Marke registriert und legt die Nutzungsbedingungen fest. Während in Frankreich die Berechnung des Nutri-Score von Santé publique kontrolliert wird, übernimmt in Deutschland der Verein RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. (3) die Überprüfung. RAL ist auch für andere staatliche Siegel wie den Blauen Engel zuständig.

Wie wird der Nutri-Score berechnet?

Der Nutri-Score bewertet Lebensmittel basierend auf einem Punktesystem, das günstige und ungünstige Nährwerteigenschaften gegeneinander abwägt.

– Positive Faktoren:

  • Ballaststoffe: Ein hoher Ballaststoffgehalt wirkt sich positiv aus.
  • Proteine: Eiweißreiche Produkte erhalten bessere Bewertungen.
  • Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte: Ein hoher Anteil wird besonders belohnt.

– Negative Faktoren:

  • Energiegehalt: Produkte mit hohem Kaloriengehalt wirken sich negativ aus.
  • Gesättigte Fettsäuren: Ein hoher Anteil führt zu einer ungünstigeren Einstufung.
  • Zucker: Stark zuckerhaltige Lebensmittel werden negativ gewertet.
  • Salz: Auch ein hoher Salzgehalt mindert die Bewertung.

Die Punkte der günstigen Inhaltsstoffe werden von der Punktezahl der ungünstigen abgezogen, wodurch eine Gesamtpunktzahl entsteht. Diese Punktzahl entscheidet, in welche Kategorie (A bis E) das Produkt eingestuft wird (4).

Vorteile des Nutri-Score

1. Vereinfachter Vergleich innerhalb einer Produktkategorie

Verbraucher können Lebensmittel innerhalb derselben Kategorie, wie Müslis oder Joghurts, einfach und schnell hinsichtlich ihrer Nährwertqualität vergleichen.

2. Förderung bewussterer Kaufentscheidungen

Die Farbkodierung von Grün (A) bis Rot (E) macht es leicht, die Klassifizierung eines Produkts auf einen Blick zu erfassen. Dadurch sollen Verbraucher ermutigt werden, bewusster einzukaufen und gesündere Alternativen zu bevorzugen.

3. Anreiz für Hersteller

Der Nutri-Score motiviert Lebensmittelhersteller, die Nährwertqualität ihrer Produkte zu verbessern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dadurch kann das Angebot an gesünderen Lebensmitteln auf dem Markt gesteigert werden.

 

 Kritische Aspekte des Nutri-Score

Der Nutri-Score soll Verbrauchern helfen, Lebensmittel besser einzuordnen. Doch es gibt zahlreiche Kritikpunkte, die seine Aussagekraft einschränken. Im Folgenden werden wir die zentralen Schwächen des Systems detailliert beleuchten.

1. Keine Verpflichtung zur Nutzung

Der Nutri-Score ist nicht EU-weit verpflichtend, wodurch Hersteller von unausgewogenen Lebensmitteln die Kennzeichnung vermeiden können. Dies mindert die Vergleichbarkeit und den Nutzen des Systems.

2. Unberücksichtigte Nährstoffkomponenten

Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe bleiben in der Bewertung unberücksichtigt. Dadurch können nährstoffreiche Lebensmittel, wie natürliche Lebensmittel und Superfoods, schlechter abschneiden als stark verarbeitete Produkte mit günstigen Makronährwerten.

3. Qualität der Zutaten

Der Nutri-Score berücksichtigt weder die Qualität noch die Herkunft der Zutaten. So kann ein Produkt mit raffiniertem Sonnenblumenöl dieselbe Bewertung erhalten wie eines mit hochwertigem, kaltgepresstem Olivenöl. Auch wichtige Faktoren wie biologischer Anbau oder der Verarbeitungsgrad eines Lebensmittels bleiben außen vor. Ebenso werden wertmindernde Zutaten wie künstliche Zusatzstoffe, Aromen, Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker weder erfasst noch negativ bewertet (5).

4. Pauschale Fettbewertung

Beim Nutri-Score wirkt sich der Gesamtfettgehalt eines Produkts negativ auf die Bewertung aus, ohne dabei zwischen den verschiedenen Fettarten zu unterscheiden. Gesunde, ungesättigte Fettsäuren, wie sie in Nüssen oder Avocados enthalten sind, werden genauso behandelt wie gesundheitlich bedenkliche Transfette aus industriell hergestellten Lebensmitteln. Diese undifferenzierte Betrachtung kann dazu führen, dass nährstoffreiche Lebensmittel mit wertvollen Fetten schlechter bewertet werden, obwohl sie für die Gesundheit von Vorteil sind.

5. Vorteil für künstliche Süßstoffe

Produkte mit künstlichen Süßstoffen werden im Nutri-Score häufig besser bewertet als solche mit natürlichem Zucker, da Süßstoffe kaum Kalorien liefern. Dies führt dazu, dass beispielsweise ein zuckerfreier Energydrink mit künstlichen Süßstoffen eine Bewertung von B (hellgrün) erhalten kann, während ein frisch gepresster Orangensaft mit natürlichem Fruchtzucker nur ein C (gelb) bekommt.

Diese undifferenzierte Bewertung bevorzugt stark verarbeitete, künstlich gesüßte Produkte gegenüber natürlichen Lebensmitteln und kann somit zu einer verzerrten Wahrnehmung ihrer tatsächlichen Gesundheitsqualität führen.

6. Begrenzter Vergleich zwischen Produktkategorien

Vielen Verbrauchern ist nicht bekannt, dass der Nutri-Score nur für den Vergleich von Produkten innerhalb derselben Kategorie geeignet ist. Dies kann zu Missverständnissen führen, da beispielsweise ein Snack mit einer Bewertung von B (hellgrün) als gesünder wahrgenommen werden könnte als ein Brot mit C (gelb), obwohl die beiden Lebensmittel nicht miteinander vergleichbar sind. Diese Einschränkung schmälert die Aussagekraft des Nutri-Score erheblich.

7. Sonderregelungen für bestimmte Produkte

Für Lebensmittel wie Käse oder Fette, die reich an ungesättigten Fettsäuren sind, gelten Sonderregelungen, die die Bewertung beeinflussen können (6). Käse, der oft viel Salz und gesättigte Fettsäuren enthält, kann durch diese Regelungen eine bessere Bewertung erhalten, als man aufgrund seiner Nährwerte erwarten würde.

Ähnlich verhält es sich bei pflanzliche Ölen, die reich an ungesättigten Fettsäuren sind, wie Olivenöl, Rapsöl, Walnussöl. Diese Öle werden im Nutri-Score-System bevorzugt behandelt und können eine bessere Bewertung (z. B. B oder C) erhalten, obwohl sie einen hohen Kaloriengehalt aufweisen. Dies liegt daran, dass ungesättigte Fettsäuren als gesundheitsfördernd gelten.

Solche Ausnahmen können bei Verbrauchern den Eindruck von Inkonsistenz und mangelnder Transparenz erwecken, da nicht alle Bewertungsentscheidungen auf den ersten Blick nachvollziehbar sind.

Fazit

Der Nutri-Score kann als Orientierungshilfe dienen, reicht jedoch nicht aus, um die gesundheitliche Qualität von Lebensmitteln umfassend zu bewerten.

Gefahr von Fehlinterpretationen durch unvollständige Informationen

Der Nutri-Score vereinfacht die Einordnung von Lebensmitteln, lässt jedoch wichtige Aspekte wie die Qualität der Zutaten, den Verarbeitungsgrad oder den Gehalt an Mikronährstoffen außer Acht. Dadurch können stark verarbeitete Produkte mit einer guten Bewertung als gesünder erscheinen, während naturbelassene, nährstoffreiche Lebensmittel schlechter abschneiden.

Zutatenliste und Nährwerttabelle als zentrale Orientierungshilfen

Für eine fundierte Kaufentscheidung sind die Zutatenliste und die Nährwerttabelle unverzichtbar. Sie liefern detaillierte Informationen über Zucker-, Fett- und Zusatzstoffgehalt und erlauben eine umfassendere Bewertung der Lebensmittelqualität, die der Nutri-Score allein nicht abdecken kann. Der Nutri-Score sollte daher nur als ergänzendes Hilfsmittel betrachtet und stets im Zusammenhang mit diesen zusätzlichen Angaben genutzt werden.

 

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Ulrike Eder
Ulrike ist Heilpraktikerin (psych.), Ernährungsberaterin, Hippocrates Lifestyle Medicine Coach und Phytotherapeutin. Zusammen mit ihrem Mann Jürgen leitet sie die Ernährungsberater-Fernausbildung der Deine Ernährung Akademie.

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